Dienstag, 23. Juni 2009

Escalada in Transilvania

Völlig aus der Mode - oder zumindest in Vergessenheit geraten.


Vor reichlich zwanzig Jahren noch klangen die Namen wie Gold in den Ohren der kletternden Alpinisten der ehemaligen DDR. Costila, Pjatra Crajului, Fagaras. Und wer zum Beispiel den Blauen Riss in sein gepflegtes und geliebtes Bergfahrtenbuch schreiben konnte, der durfte sich schonmal ordentlich selbst auf die Schulter klopfen.

Und heute?
Wer fährt schon noch in die Hochgebirge in Südosteuropa? Dabei haben sie alle einen solchen Charme und jenes rauhe, wilde, gesetzlose Flair, welches wir doch gerade so lieben. Welchen Reiz hat schon der Sellapass- Parkplatz gegenüber der urigen, von Geschichte nur so strotzenden Costila- Biwakhütte, in deren Umgebung die Bären leben und in deren Innerem sich zumindest an den Wochenenden die verwegenen unter den rumänischen Kletterern treffen ,um in ihrer persönlichen Bergwildnis, ungeachtet vom Rest der Welt ihr bittersüßes Hobby zu verfolgen.

Nur selten verirren sich hierher Gäste aus anderen Ländern und noch seltener kommen sie aus dem Westen. Um so freundlicher werden die wenigen aber dann aufgenommen und umsorgt, wenn es darum geht, die versteckten Zustiege zu finden oder überhaupt eine Tour auszuwählen.
Wir jedenfalls haben uns wohl gefühlt, zuerst im Bucegi Gebirge und dann in der Turda- Schlucht und wir werden so schnell das Andere an dieser Reise nicht vergessen.
Und für alle ewigen Skeptiker noch eine Erfahrung: In Rumänien wird man nicht beklaut, sondern eher beschenkt.


Wenige Bären gibt es nicht, dafür aber viele

am Rifugio Costila fangen die Felsen schon vor der Türe an

Die Adlerwand und rechts der Adlergrat, für den wir uns als Kennenlerntour entschieden. Schwierigkeit 3B oder III/A2

Was das bedeutet lernten wir in dieser Risseillänge, die gut und gerne als 6+ zu verstehen ist.

Die Wand des Weißen Tales, hier erreicht der berühmte Blaue Riss den Ausstieg am Grat. Aber auf eine Begehung von uns wartet er noch. Zumindest wissen wir jetzt schonmal, wie er von unten zu erreichen ist. Die Locals haben uns geduldig die entscheidenden Pfade gezeigt.

Ebenso die Abstiege. Wer die nicht findet, der sieht schnell alt aus.

Am Turnul Mic warten 5 Seillängen im Kalksteinkonglomerat mit der Bewertung 6+ Haken gibt es viele, aber nur wenige erscheinen sicher.

Transylvanien - übersetzt, das Land hinter den Wäldern.

unser zweites Ziel: die Turda Schlucht.

Hier warten alpine Routen mit schnellen Zustiegen und bequemen Abstiegen.

Und das ganze in einer herrlichen Landschaft.

Der Coltul Crapat lockte uns mit seiner Czipkes- Route - links der markanten, weißen Kante.

5 stramme Seillängen bis 7+, dazu alte Normalhaken, das sichert einen gewissen Erlebniswert. Und das tollste: Überall Steigeisenkratzer - die Rumänen mögens kalt!

Smaragdeidechsen können gut klettern, aber sie verstehen auch die Kunst, sich in der Sonne zu aalen.

Leicht aber beeindrucken ist die Tour durch die Grota lui Hili.

Bei der man direkt durch ein riesiges Felstor klettert.

Die scharfe Kante des Turnul Ascutit lockt jeden Formliebhaber mit sechs Seillänge und 7- bei freier Kletterei. Hier gibt es sogar mehrere genussfördernde Bohrhaken.

Aber auch sonst kann der Sportlich Ambitionierte Tage im herrlich festen Kalk verbringen.
Jeder, wie er eben möchte.


Salut, Szia und bis zum nächsten Mal in Siebenbürgen!

Quelle: Bergzeit.de - Blog

3 Kommentare:

  1. Sieht echt geil aus - die Engelhörner lassen grüßen... - Alter wir müssen mal wieder was machen - unbedingt!!!!

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  2. Fantastisch! Spricht man noch Deutsch in Siebenbürgen?
    Nando

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  3. Die sogenannten Siebenbürger Sachsen sind größtenteils wieder nach Deutschland gegangen, aber es gibt noch welche. Also man spricht deutsch, aber selten.

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