Dienstag, 15. Juni 2010

I believe I can fly…

Es soll ja Momente geben, da sinniert man über das eigene Tun und Handeln nach. So, aus gegebenem Anlass, unlängst auch bei mir geschehen. Worauf will ich hinaus – nun, ich flog mal wieder in Verdacht auf persönliche Rekordweite durch die Luft… Dieser Rekord dürfte sich mittlerweile bei durchaus zehn Metern bewegen. Es ist nun allerdings ja so, dass es Dinge gibt auf die kann man Stolz sein und Dinge auf die eher weniger… - Dieser ominöse Rekord gehört wohl eher zu den Letzteren. Ich lege es bei Leibe nicht drauf an runter zu kacheln beim klettern, aber manchmal: „You can´t help it…!“. Tja, woran liegt es denn nun, dass ich im Laufe der Jahre in so gut wie alles was einen Sturz irgendwie bremsen kann auch tatsächlich reingedonnert bin!? – An meiner materialkundlichen Neugier wohl kaum… Obwohl, bei einer Sammlung von getesteten: Ringen (natürlich), Bohrhaken (logisch), Schlingen (Ehrensache), Friends (Wozu hat man denn Freunde!?), Eisschrauben (für Fortgeschrittene…), Skyhooks (hat keinen Sturz gehalten – ist ja auch nicht seine Aufgabe, nur leider auch nicht meine Körpergewicht – dabei ist dann wieder die Schlinge ins Spiel gekommen…), kann man den Sack auch noch zu machen. – Sind ja nur noch: Keil, Normalhaken und vielleicht mal´ne Eissanduhr… Na gut, ein paar Spielereien der technischen Kletterei dürfen auch noch dabei sein… Wenn ich mir es genau überlege – ein Firnanker war auch noch nicht dabei. – Jedoch hatte dieses Vergnügen unlängst ein sehr umtriebiger Namensvetter – mit einem ungezogenen Schneebrett in Pakistan. Tja, es gibt also doch noch einiges zu tun. An dieser Stelle möchte ich meinen Kletterpartnern und Partnerinnen einen großen Dank aussprechen welche es auf sich genommen haben trotz alledem immer wieder mit mir an ein Seil zu gehen. Ich werde mir große Mühe geben mein Fluggelände auch weiterhin mit Bedacht auszuwählen, auf dass ich wenn ich den Sack zu gemacht habe, vielleicht noch mal eine Gesamtauswertung schreiben kann. Doch auch wenn ich dies hier rückblickend mit einem Augenzwinkern schreiben kann, so hat man doch manchmal einfach nur ordentlich Dusel… So bin ich z.B. durchaus froh den einen Friend und die eine Eisschraube doch gelegt bzw. gesetzt zu haben, nachdem ich dies erst hier als auch da verworfen hatte… - In beiden Situationen, schien alles überschaubar zu sein, der Ausstieg war nahe, das Gelände wurde leichter – in einem Fall wurde es das auch, im anderen nicht – in beiden Fällen bin ich gestürzt und in beiden Fällen hätte ich mich vorher nicht anders entscheiden dürfen... Die Gründe welche letzten Endes jeweils zum Abgang führen, könnten vielfältiger nicht sein – doch meistens sind es ganz profan – Dicke Arme (sehr oft auch Dummheit und nicht selten dies beides in Kombination…) Da kann man z.B. an Umlenkungen vorbei klettern, mit zunehmend aufgeblähten Armen diese nicht mehr erreichen, sich dabei hübsch im Seil verstricken und dann verschnürt wie ein Weihnachtspacket abgehen, wobei es zur Bescherung dann auch eine hübsche Brandnarbe gibt. Oder wie ein Klettercompadre einst ( – berühmt berüchtigt ob seines exzessiven Cola – Konsums), so viele der guten Sicherungsmöglichkeiten auslassen und die letzte dann auch noch überstiegen zu haben, um sich dann kurz vor dem Ausstieg zu denken: „Jetzt ist der Augenblick gekommen – jetzt gehe ich ab…!“ – Um dann mehr oder minder ungebremst 15 Meter in den Dreck einzutauchen, ein paar mal abzurollen (dem geneigten Wandfuß sei´s gedankt) und zu meinen: „Uff, jetzt brauche ich erstmal ´ne Cola!“. Ein Klassiker unter den vielfältigen Möglichkeiten des Abtauchens ist immer wieder: Griffausbruch… . Das schöne daran ist der absolute Kontrollverlust und die Überraschung welche man erlebt (und/oder alle Beteiligten…) wenn man – eben noch lässig „performend“ – plötzlich gen Tale rauscht... Auch immer wieder beliebtest Mittel um allzu eifrig quatschende Sicherungsleute zu Ruhe zu gemahnen… Ärgerlich nur wenn da was von dem Bröselhaufen in dem man sich bewegt beschließt abzubrechen, man aber nicht zum Fallen kommt. – Das erhöht nicht nur vollkommen unnötigerweise den Adrenalinspiegel, nein, man hat wenn man Pech hat nun auch noch einen Klumpen Stein in der Hand, mit dem man nicht weiß wohin… So hatte ich einst die Freude ein Stück „Violette Verschneidung“ in der Hand halten zu dürfen, brauchte diese aber ärgerlicherweise noch zum weiter klettern, und Schlagballweitwurf war im Schulsport auch nie meine Lieblingsdisziplin… Nun, ich fand dann glücklicherweise noch ein Stück nicht bevölkerten Wandfuß… Die Steigerung des ganzen liegt im folgenden Szenario – natürlich auch hier ein absolut authentischer Erfahrungsbericht – man stürzt infolge Griffausbruch, oder besser Felsausbruchs, muss aber noch in dem schwerelosen Bruchteil einer Sekunde bevor man die Fahrt nach unten antritt dafür sorgen, dass das von einem beschädigte Wandkompartiment auch an Ort und Stelle bleibt und nicht zu Sicherungspersonenbeschädigung führt und damit zu einer ärgerlichen Verkettung von Umständen! – Dies erfordert wahrhaft meisterhafte Fähigkeiten im Multitasking…Wie auch immer, so hoffe ich auch weiterhin vorher alles einigermaßen richtig gemacht zu haben und irgend etwas installiert zu haben was meine 3 Zentner irgendwie wieder abfängt – UND natürlich jemand am anderen Ende des Strickes zu haben der dies auch noch in einen hübschen weichen Fangstoß zu verwandeln mag…

Mittwoch, 9. Juni 2010

Frauen und Berge

Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, wie ähnlich die Eigenschaften von Frauen und Bergen sind? Muss ja auch sein, warum sonst rennen hauptsächlich die Männer zu ihnen hin? Ich wage mal einen vorsichtigen, natürlich halbherzigen, eher amüsant zu verstehenden Vergleich:

Frauen und Berge. Es gibt schöne und unansehnliche, leichte, begehrte, abgekrabbelte, schwer zu besteigende, bewachsene, Exoten und Hausberge. Auch im "Begehungsstil" gibt es Ähnlichkeiten, es gibt Gratüberschreitungen, Solobesteigungen und den Expeditionsstil mit vielen Teilnehmern. Aber auch Frauenbergsteigen kommt vor, nach dem Motto gleich und gleich gesellt sich gern, wenn sie verstehen, was ich meine.

Es gibt gefährliche, ansteckende, hohe und flache, breite und lange, ruhige und überlaufene, welche die alles an Krafteinsatz erfordern und welche, die man später bereut. Manche verlangen nach einem Onsight, wieder andere lassen sich selbst nach Monaten nicht einmal mit technischen Hilfsmitteln erobern.

Es gibt junge und alte, verbotene und unlohnende und es gibt sogar jene, von denen einige behaupten, dass sie gar keine Berge sind, weil sie mehr Eigenschaften von Tälern besitzen.

Es gibt spitze, runde, teure und preiswerte, glatte und raue, eiskalte, dahinschmelzende und für immer unerreichbare.

Aber ein Unterschied ist dennoch entscheidend: Man bekommt mit keinem Berg Ärger, wenn man schon am folgenden Tag auf dem nächsten den Höhepunkt erreicht. Und einer ist noch entscheidender: In einen Berg kann ich mich zwar verlieben, aber ich bekomme mit Sicherheit kein Fünkchen Liebe zurück. Jetzt gilt es abzuwägen!

In diesem Sinne, Berg Heil, Sport frei! Oder einen guten Rutsch? Immer eine handbreit Wasser unterm Kiel! Waidmanns Heil! Und vor allem: Immer auf die Sicherheit achten! Wie beim Klettern eben auch. :-)

Mittwoch, 2. Juni 2010

Ein Stück Fels als Chance oder der Anfang vom Ende…!?

Kein Thema hat in den letzten Tagen die kletterabstinenten Gemüter so sehr erhitzt, wie die Schlagworte – Burgfelsen und Hohnstein… Es liegt die Vermutung nahe dass die Hitze der Debatte nicht nur mit fehlgeleiteten Energiereserven aus gestählten Unterarmen in unterversorgte Gehirnhälften zu tun haben mag, sondern dass da durchaus ein Thema diskutiert wird, welches möglicherweise bahnbrechenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der Klettertradition (ich schreibe in diesem Zusammenhang bewusst nicht nur von –Sport) in unserem Gebirge haben wird… Worum geht es dabei nun genau? (Und auch wenn ich an jenem bedeutungsschwangeren Abend nicht persönlich vor Ort war, bin ich glaube ich ansatzweise informiert.) Die Stadt Hohnstein möchte, wie auch schon seit vielen Jahren von Bernd Arnold geplant, in Zusammenarbeit mit eben jenem, den Burgfelsen zum Klettern freigeben und dafür erschließen. Diese Erschließung soll nun allerdings nicht im Rahmen der Regeln des Sächsischen Kletterns stattfinden, sondern eine sportklettermäßige Erschließung zulassen. An dieser Stelle nun schon einmal zwei große Diskussionspunkte – zum einen das Klettern an Massiven und zum anderen vollkommen unsächsisches Sportklettern (obwohl, unsächsisch…!?). Dazu braucht es natürlich einer (oder mehrerer) Ausnahmeregelungen. Diese (sowie das ganze Projekt) sind nur in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten zur erreichen. Und dazu gehören sicherlich nicht nur die Stadt Hohnstein und eine „AG – Wettkampfklettern in Sachsen“, sondern natürlich und zuallererst auch der SBB, sowie der DAV als großer Dachverband und nicht zuletzt natürlich die Nationalparkverwaltung.Und genau an dieser Stelle – der Nahtstelle zwischen so vielen und verschiedenen Interessengruppen – sollte man das Ganze als große Chance auffassen und nicht als heranziehende und zwingend (ohne auch nur kurz über sich daraus ergebende Möglichkeiten nachgedacht zu haben) zu zerschlagende Katastrophe. An dieser Stelle vielleicht kurz die Zwischenfrage – wozu eigentlich das Ganze? – Nun, sicherlich hat Hohnstein beim Blick in die eigenen Kassen mitbekommen, dass es nicht ganz so sehr vom großen und leckeren Kuchen des Tourismus profitiert wie die beiden Vorreiter Rathen und Bad Schandau (ich stehe den Entwicklungen welche ich dort zu sehen bekomme durchaus kritisch gegenüber…) und beschlossen dagegen etwas zu tun. Das im Rahmen dieses Projektes auch eine Art Bergsport – museum innerhalb der Burg errichtet werden soll, hat schon fast etwas ironisches, war es doch der große Messner welcher mit dem heraufziehenden Bohrhaken den Tod des Alpinismus attestierte (was ja so auch nicht ganz eingetroffen ist…). Sicherlich sehen in diesem Zusammenhang nicht nur die Stadt Hohnstein die Möglichkeit Gewinn zu machen sondern auch viele andere, welche an dieser Stelle einen Anknüpfungspunkt haben, und sei es nur dass sie ein Zimmer vermieten.Diejenigen welche keine kommerziellen Interessen an dem Projekt hegen, aber trotzdem ein Interesse an dessen Umsetzung haben sind sicherlich all jene welche dem Sächsischen Klettern mit seiner Ethik und seinen Konventionen kritisch gegenüber stehen (oder vielleicht auch nicht mal das), sondern einfach all jene welche (zu Recht) bemerken dass sich das Potential an erschließungswürdigen Neutouren so langsam aber sicher dem Ende entgegen neigt. Vielfach bemüht wurde auch das Argument – Gebietsfremde Bergfreunde an das hiesige klettern heran zu führen (dazu vielleicht später kurz…)… Nun, zum ersten Punkt – wer das Sächsische Klettern mit seinen Eigenarten nicht mag der braucht ja nicht hier zu klettern – da ist was dran. ABER da es ja nun einmal schon seit geraumer Zeit Spannungen zwischen den unterschiedliche Lagern und Interessengruppen gibt – traurigerweise am besten dokumentiert in den irrsinnigen Ringzieherstreitereien, an dieser Stelle vielleicht die Chance etwas Raum für Entspannung zu sorgen. Möglicherweise können beide Lager nebeneinander her existieren… Sicher kommt früher oder später die Frage nach weiteren Massiven auf. Und natürlich bekommt man diese nicht einfach geschenkt, sondern – wie auch schon in den Diskussionen angebracht – könnte oder müsste es sich dabei um Tauschgeschäfte handeln – ein paar unbedeutende (ja ja, alles ist relativ…) Gipfel hier, gegen eine Massivwand dort… Ich hätte nichts dagegen, aber das ist nur mein ganz persönlicher Standpunkt – ich sammle keine Gipfel und kann auf-grüne-Haufen-Kriecherei nichts abgewinnen… Andere sehen das anders, für andere macht das gar einen Reiz des Sächsischen Kletterns aus. Aber das soll hier nicht weiter Thema sein… Die Sachen mit dem sich langsam schließenden Fenster für Neuerschließungen, halte ich für das gewichtigere Argument… Man kann hier einwenden, das in einem Gebirge mit ca. 20 000 Touren ein schier unerschöpfliches Potential herrscht und man keine Neutouren (zumal Resterschließungen braucht). – Sicher das ist eine große, wenn auch in diesem Zusammenhang völlig irreale Zahl. Wem bitte stehe denn alle diese Routen offen, den vielen Elfer –und Zwölferkandidaten, oder den vielen Durchschnittskletterern, welche mit großer Freude alle Zweier –und Dreierkamine des Gebirges klettern, oder all jenen bruchresistenten Bergfreunden, welche in der Lage sind den Wandel einer Route (im Sandstein) im Laufe der Jahre zu ignorieren… Bei Berücksichtigung all jener Fakten kommen wir der Sache schon näher denke ich… Natürlich sind es immer noch genug Touren, nur gehen auch viel mehr Leute klettern als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren… Was an den Routen natürlich nicht unbemerkt vorbei geht. Aber für entscheidender halte ich die Möglichkeit und das Potential (oder eben nicht) ein Gebirge „lebendig“ zu erhalten, indem erschlossen wird, indem GERNE erschlossen wird, indem sich kreative und gute Kletterer weiterhin mit dem Fels auseinander setzen und Neuland erschließen… Auch in Sachsen war dies schon immer so, schon mehrmals war man der Meinung der „Tisch sei abgeräumt“… Und jedes mal kamen neue kreative Köpfe und haben die Reaktionäre eines Besseren belehrt… Es wäre schön wenn dies auch weiterhin so sein könnte… Das Argument Gebietsneulinge mittels dieser sportklettermäßig abgesicherten Sandsteintouren an das traditionelle Sächsische Klettern heranführen zu können, halte ich doch für ziemlich hanebüchen… - Das wird wohl nicht funktionieren. Aber für einen ersten vorsichtigen Kontakt (auch in schwereren Routen) sei es vielleicht eine Möglichkeit!? Man könnte sicherlich noch Tiraden schreiben… Schön wäre es wenn hier wirklich die Möglichkeit einer Chance genutzt werden würde – denn das ist sie!!!