Freitag, 25. Dezember 2009

Winterbeschäftigung

Es muss nicht immer Südfrankreich sein.
Kroatien ist in der Nebensaison regelrecht leergefegt. Aber es gibt Felsen, kurze und lange, sportliche und alpine. Und es gibt das Meer und schöne Städtchen mit Espesso und Pizza, je nach Geschmack... Ein Tip für die Übergangsjahreszeit, wenn es noch kein Eis gibt.

Freitag, 18. Dezember 2009

Vorher gehörst du ihm!

Die uns umgebende Kulisse zeichnet sich so klar ab, wie lange nicht mehr. Die kalte Luft frisst jeden Rest von Dunst und Wolken aus der Landschaft der letzten Tage. Der riesige Gletscher breitet sich um uns aus, wie ein gigantischer See aus Eis. Die steil und abstoßend aufragenden Sechs- und Siebentausender stehen in ihrer ganzen majestätischen Wucht um uns aufgereiht und scheinen unerreichbar, wie die Sonne selbst. Die unendliche Kraft, die sie ausstrahlen, verkehrt unsere eigene Kraft ins Lächerliche, völlig unbedeutende. Im wesentlichen herrscht Stille, nur unterbrochen von den gelegentlichen Geräuschen fallender Steine, die in der Nähe oder weiter entfernt aus den Wänden gelöst in die Tiefe fallen.

In solch eine Landschaft geht man ein. Man ist nicht einfach dort, sondern man ist Bestandteil des Ganzen und vom Gefühl her ein kurz aufblitzender Funke, eine belanglose Sequenz in der Unendlichkeit dieser Welt. Aber dennoch ist man ein Teil des Ganzen, einfach weil man nur mit der gesamten Umgebung leben kann. Wir können uns nicht aussuchen, ob es regnet, schneit, oder die Sonne scheint. Wir können uns auch nicht ins Auto setzen und einfach davon fahren, ja noch nicht mal der Helikopter kann uns holen, wenn die Bedingungen dieser Umgebung es nicht zulassen. Wir sind also mitten drin und reagieren wie Bestandteile auf die Veränderungen um uns herum.

Und weil wir spüren, dass wir mit unserer Anwesenheit ein kleines Stück dieser Unendlichkeit kosten können, sind wir hier. Es ist paradox, je größer die Macht der Umgebung ist, also die Gefahr und die Unerreichbarkeit der Gipfel, desto kleiner werden wir selbst und, und das ist das interessante, desto stärker leben wir. Es ist, als würde die gesamte eigene Lebensenergie auf ein Minimum zusammengepresst. Die Möglichkeit zum Scheitern, oder zum Tod, schafft also eine potentielle Verkürzung des eigenen Lebens und verdichtet dadurch die noch vorhandene Lebensenergie scheinbar auf den aktuellen Moment.

Vielleicht ist das ein Grund, auf Berge zu steigen, vielleicht aber auch nicht. Wir steigen auf die Berge, aber wir können nicht sagen warum wir es tun. Wir sehen vielmehr, dass wir nichts wissen. Wir spüren nur, dass uns etwas zieht, dass uns etwas leitet und das ist womöglich die Welt selbst, deren unentrinnbare Teile wir sind. Und wenn das so ist, gibt es eigentlich keine Gründe, solche Fragen zu beantworten. Für wen denn? Und was ändert es, wenn wir eine Antwort haben? Weil es aber so ist, dass wir Fragen stellen, brauchen wir nicht zu hinterfragen warum wir fragen. Es ist einfach so, die Ursachen für unser Tun sind da und die Fragen danach sind auch da. Und das genügt, Antworten entzaubern nur.

Unsere Rucksäcke sind nun fertig gepackt und wir sitzen also in der Abendsonne auf den Moränen des Basislagers auf dem 70 Kilometer langen Enilchekgletscher in Kirgistan und spielen Karten. In scheinbar greifbarer Nähe streckt sich die Nordwand des Pik Pobeda dreieinhalbtausend Meter vom Gletscher zum Welten entfernten Gipfel. Direkt vor uns liegen die Abbrüche von Pik Maxim Gorki und Chapajev und daneben, leicht verdeckt, ragt die perfekte Marmorpyramide des Khan Tengri in den schwarzblauen Himmel. Wie ein von Göttern errichtetes Monument beherrscht er die gigantische Kulisse. Die Rucksäcke sind gepackt, um hoffentlich dort oben anzukommen. Nach einem ersten Versuch in den letzten Tagen wollen wir heut Nacht zum letzten Mal aufsteigen. Das Basislager ist inzwischen fast leer und am Berg ist niemand mehr unterwegs. Der Herbst kündigt sich an, es fällt häufiger Schnee und die Temperaturen sinken, aber das Wetter zeigt sich im Moment noch einmal von seiner besten Seite. Für Paul, Basti, Knox und mich geht die Zeit hier oben zu Ende, wir haben dienlich unsere Kartierungsarbeiten in der Umgebung abgeschlossen um uns nun zum feierlichen Ende diesen Gipfel zu verabreichen.

Es wäre ein gelungener Abschluss, nach nun fast drei Monaten im Hochgebirge. Erst hatte ich mich mit anderen Freunden sechs Wochen in den peruanischen Anden herumgeschlagen um dann, nach einem einzigen Tag zu Hause direkt nach Kirgistan weiterzufliegen. Kurzum meine Lungen sind in Hochform, aber der Geist sehnt sich langsam aber bestimmt nach einer Phase der Ruhe und vor allem der Sicherheit. Auch aus diesem Grunde hat die Situation etwas feierliches, es wird nämlich keinen weiteren Aufstieg mehr geben.
Um die exorbitanten Gefahren des Südaufstieges so weit es geht zu vermeiden, brechen wir mitten in der Nacht auf, dann hält sich der Eisschlag noch in Grenzen. Hier in diesem schmalen Seitental sammelt sich das Eis von allen Seiten, die Seracs hängen überall und so weit oben, dass man sie kaum sehen kann. Was man aber sehr gut sehen kann, sind die Trümmer, die über Kilometer überall verteilt liegen. Das Eis zerschlägt schon hunderte Meter bevor es den Gletscher erreicht und überschwemmt so das ganze Tal mit tonnenschweren Eisbrocken. Wehe dem, der hier zur falschen Zeit unterwegs ist! Gelegentlich sind die Lawinen so groß, dass sie über mehrere Kilometer auf den Hauptgletscher ziehen und dann auch schon mal ganze Zeltlager wegspülen. Wir beeilen uns.

Am nächsten Tag erreichen wir die Schneehöhle am Sattel und einen Tag später stehen wir, zumindest zu zweit auf dem schönsten Gipfel des Tien Shan. Es ist so kalt, dass wir keine Pause machen können und so kalt, dass Basti mit Steifgefrorenen Füßen auf halber Grathöhe gerade noch rechtzeitig den Abstieg hinbekommt. Knox wartet gleich in der Schneehöhle auf uns. Bergsteigen ist nicht dieses kitschige Theater, bei dem nur Kameradschaft und Ehre eine Rolle spielen. Wenn die Umstände schwierig werden, ist schnell jeder allein.
Zurück in der Schneehöhle glauben wir uns in Sicherheit, wir waren oben und es geht bergab, aber in Wirklichkeit hat der Berg noch alle seine Fangarme bereit um uns in Sekundenschnelle ins Jenseits zu schicken.


Aber was ist der Tod?
Nichts was je über den Zustand des Tot-Seins gesagt wurde hat irgendwelche Beweise zur Grundlage, weil niemand schon einmal tot war. Es ist also müßig darüber zu philosophieren!
Was wir aber sicher sagen können, ist, dass der Tod immer die Beziehungen zu den lebenden Menschen beendet. Der Tod stellt also das Ende des Lebens dar, welches wir kennen.

Obwohl wir noch kraftlos und müde sind, beginnen wir schon bald nach Mitternacht in der engen Schneehöhle auf knapp 6000m unsere Sachen zu packen. Es muss sein, das enge Gletschertal ist zu gefährlich, die Bilder der Eistrümmer sitzen gut im Kopf und erst wenn wir dort durch sind, können wir sagen, dass wir es geschafft haben. Die klammen Schlafsäcke verschwinden in den Rucksäcken, der Kocher, die leeren Tüten von der Trockennahrung und die wenigen persönlichen Dinge werden dazu gepackt, dann treten wir nach draußen in die schneidende Kälte dieser Mondlandschaft.

Auch wenn es anstrengt, absteigen ist immer leicht. Man spürt, wie es wärmer wird, wie der Sauerstoffgehalt zunimmt, wie die Welt lebensfreundlicher wird und die Menschen näher kommen. Absteigen ist der Weg zurück ins Leben.
An Fixseilen rutschen wir durch die Nacht, durch die Bruchzonen des Gletschers. Als es hell wird sind wir am Ende des Trümmerfeldes, welches uns solchen Respekt eingeflösst hat. Es wird allerhöchste Zeit für eine Pause. Die letzte Anspannung hat uns verlassen, denn wir sind in Sicherheit. Das Gefühl ist herrlich, der Tag bricht an, wir kommen langsam zu Bewusstsein. Der Gipfel ist in der Hosentasche und ein Stück davon im Herzen und jetzt sind wir fast im Basislager, wo wir schlafen können und essen und trinken, bis der Helikopter uns holt.

Wir sitzen auf unseren Rucksäcken in der Morgensonne und blinzeln steil nach oben an die Wände des Chapajev, wo sich genau in diesem Moment eine Eislawine löst. Im Erleben ist es ein langer Weg vom Staunen übers Zweifeln zum blanken Entsetzen. Eine unendlich scheinende Hilflosigkeit zuckt wie ein beißender Schmerz durchs Gehirn. Die ganze Nacktheit der eigenen jämmerlichen Existenz wird in Sekundenbruchteilen klar. Und der Wert, den man dieser Existenz innewohnen glaubte, ist schlicht weg nicht mehr ersichtlich, alles war eine große Lüge.
So ist es also, dem Tod ins Auge zu sehen? Ein Trost bleibt, die Erkenntnis über die Härte der Welt. Für ein paar Sekunden liegt uns die Weltseele offen zu Füßen, welch ein grausig- schönes Geschenk!

Was ist also der Tod? Diese Frage bleibt noch offen, aber was ist das Sterben? Ein Stück zur Antwort auf diese Frage wurde uns heute klar:
Es ist, den Tod unausweichlich auf sich zukommen zu sehen und die damit verbundene Einsicht, dass die Welt sich genau so weiterdrehen wird, wie bisher. Die Welt schert sich einen Dreck darum, was mich bewegt. Die Verantwortung für mein Leben trage ich … und zwar ganz alleine.

Aber so schnell geben wir uns nicht geschlagen, wir rennen aus Leibeskräften den Gletscher hinunter, während Paul brüllt, wir sollen in eine Spalte springen. Es kommt aber zum Glück keine Spalte, dafür aber endlich das Nachlassen der donnernden Massen und kurz darauf die Eisstaubwolke, die uns mit Wucht überwalzt und uns als Schneemänner zurücklässt. Die Lawine war über uns zum liegen gekommen.

Wir sind kaum noch in der Lage, bergauf zurück zu unseren Rucksäcken zu laufen, das Adrenalin hat unsere letzten Reserven freigesetzt. Oben angekommen wartet Basti, der sich hinter einen Block gekauert hatte um aus der Nähe das Schauspiel zu erleben. Ein paar Eisbrocken rollten direkt an ihm vorbei.
Wir alle sind also noch da und jedem von uns bleibt eine Erinnerung, die eigentlich eine Vorschau ist.
Und es bleibt Stoff zum grübeln. Was ist der Tod?

Sokrates sagt:
„Eins von beiden ist das Totsein, entweder soviel als nichts sein, noch irgend eine Empfindung von irgend etwas haben, wenn man tot ist; oder, wie auch gesagt wird, es ist eine Versetzung und ein Umzug der Seele von hinnen an einen anderen Ort. Und ist es nun gar keine Empfindung, sondern wie ein Schlaf, in welchem der Schlafende auch nicht einmal einen Traum hat, so wäre der Tod ein wunderbarer Gewinn. ... Ist aber der Tod wiederum wie eine Auswanderung von hinnen an einen anderen Ort und ist das wahr, was gesagt wird, daß dort alle Verstorbenen sind, was für ein größeres Gut könnte es wohl geben als dieses?“
Aber Fragen genügen, Antworten entzaubern nur.

Quelle: Bergzeit.de - Blog

Axel

Dienstag, 15. Dezember 2009

Neues zum Spocht...

Er,sie,es steht auf der Roten Liste... Wer hat diese Aussage nicht schon einmal gehört, und wen hat sie nicht für zumindest einen klitzekleinen Augenblick lang nachdenklich gestimmt, bevor er wieder mit seinen Gedanken über Taten gebrühtet hat, welche der Verlängerung dieser Liste höchst wahrscheinlich nicht ganz abträglich sind. Es ist verblüffend was alles auf dieser ominösen - [gibt es eigentlich eine Allumfassende oder gibt es derer viele!?] - nehmen wir mal Ersteres an - Liste auftaucht.
Um nicht nicht noch größeren Blödsinn als ohnehin schon zu verbreiten habe ich mich mal schlau gemacht - es gibt tatsächlich eine ganze Menge solcher Listen. Und nicht nur die bedrohte Flora-und Fauna betreffend, nein, auch unsere Sportler kennen sich wahrscheinlich sehr gut mit rötlich gefärbten Listen aus... Wie dem auch sei, ich glaube all diesen Listen eh nicht.
In Wahrheit handelt es sich dabei doch nur um einen riesigen Komplott der Vereinigten Tierparks e.V. und der ohnehin furchtbar skrupellosen Pharmakonzerne. - Zum einen um die Aufmerksamkeit auf ihre ansonsten gnadenlos ignorierten Viecher in ihren Gehegen zu lenken: "Papa, Papa was´n das!? - Das mein Sohn ist eine Nacktmulle. Die Letzte...!" Und zum anderen um durch den Reiz des Verbotenen den Medikamentenkonsum anzukurbeln...
Doch, um mal zum eigentlichen Punkt zu kommen, wer hat schon einmal von einer Liste bedrohter Sportarten gehört? - Nun, ich auch nicht. Jedoch bin ich der Meinung dass eine solche Liste durchaus ihre Existenzberechtigung hätte. Sowie im Übrigen auch eine für unnütze Sportarten. Darunter würden dann solch revolutionäre Bewegungskünste wie Eisstockschießen, Gehen und Pfahlsitzen gehören. Einschub: Ich entschuldige mich bei allen Athleten der soeben aufgeführten Disziplinen, denen ich hiermit Unrecht tat! Einschub-Ende.
Um beim Thema zu bleiben - vom Aussterben bedrohte Sportarten - Wintersportarten... - Definitiv heiße Anwärter auf die vorderen Plätze. Im Gegensatz dazu Wassersportarten, diese werden in naher Zukunft definitiv nicht auf einer jener verrötlichten Listen auftauchen.
All dies hat einen doch sehr banalen Hintergrund - richtig, es geht um die Verfügbarkeit von Wasser in dem für die jeweiligen Sportarten erforderlichen Aggregatzustand. Auf den Punkt gebracht, das Wasser welches einst den Wintersportlern in Form von Eis oder Schnee zu stand, steht jetzt immer mehr den Wassersportlern in Form von ganz profanem Wasser zur Verfügung... Ich finde dies reichlich ungerecht! So viele Bademeister wie es dazu bräuchte können die Jobagenturen eh nicht vermitteln. Und wie bitte schön soll man sich Biathlon auf (flüssigem) Wasser vorstellen, jedes Liegendschiessen würde zur reinen Farce, und auch Eishockey hätte nicht mehr den Thrill von einst wenn die Kanadier in Zukunft gegen die Deutsche Wasserballnationalmannschaft antreten müssten...
- Aus diesem Grund - auf dass es niemals zu diesem Duell komme - drückt die Daumen dass die Damen und Herren in Kopenhagen etwas erreichen mögen, spart euch zu Weihnachten dass Geschenkpapier, spart Energiekosten, z.B. für Licht -und Heizung, man könnte in diesem Zusammenhang z.B. den Christbaum anzünden - dass ist romantisch und schön warm... - Aber jeder nur einen!

So, Ski Heil,
Robert

Freitag, 27. November 2009

Flaute...

Eine solche scheint ja momentan zu herrschen - wie sonst lässt es sich erklären dass diese Seite nur mehr ein Fragment im Nihil Novi des www zu sein scheint...

Nun denn, wenn schon nichts nennenswertes passiert, dann muss halt die Fiktion her halten - hier mal ein Versuch der Zeitüberbrückung...


Es gab nur noch das Hier und Jetzt. Zug um Zug, Bewegung für Bewegung arbeitete er sich nach oben. Wofür oder warum spielte schon lange keine Rolle mehr; er ließ seinen Körper einfach ausführen was irgendeine verborgene Schaltzentrale seines vernebelten Hirns ihm befahl. Aber gab es diesen obskuren Steuerungsmechanismus überhaupt und wenn ja, funktionierte er noch fehlerfrei oder hatte er sich schon vor langer Zeit von jeglicher Art der Steuerung und damit Kontrolle losgesagt und funktionierte nur mehr mechanisch? Vielleicht tat er instinktiv auch nur das was er immer getan hatte, was er über all die Jahre hinweg perfektioniert hatte – das was er verstand…
Wie lange ging das jetzt schon so, er hatte jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren, er wusste es nicht, welche Rolle spielte es auch. Und doch, allmählich kam das Bewusstsein zurück, und damit die Erkenntnis dass er schon recht lange am Stück im Anstieg begriffen war und er mehr als eine ganze Seillänge zurückgelegt haben musste. Das wiederum hieß dass sie schon seit geraumer Zeit parallel klettern mussten. Sich dessen bewusst erschien ihm das dennoch irgendwie unwahrscheinlich.
Das Gelände war nicht gerade leicht, um nicht zu sagen schwer, und schließlich hatten sie dies nicht vereinbart… Sie hatten doch immer alles ganz genau vereinbart. Auch wenn dies schon lange nicht mehr notwendig war – Sie hatten ein paar wenige eindeutige Seilkommandos und wenn nötig Seilzugkommandos, aber eigentlich verstanden Sie sich blind. Er wusste dass diesmal etwas anders war, aber sein Verstand war nicht in der Lage zu begreifen was.
Den Zustand in dem er sich mehr und mehr befand konnte man mittlerweile als durchaus transzendent bezeichnen, möglicherweise auch schizophren – Fakt war dass er bis auf wenige Momente jegliche Kontrolle über sein Handeln verloren hatte – er konnte sich selber dabei zusehen wie er einen mehr oder minder komfortablen Standplatz herrichtete, wie er nachdem er in penibler Feinarbeit zwei Knifeblades in den kompakten, mit einer hauchdünnen Eisglasur überzogenen Fels getrieben hatte, diese durch eine Schlinge verband, seine alte Stichplatte darin einhängte, das Seil einlegte und nachholte.
Wohl wissend, oder mehr ahnend, dass er nichts zu sagen brauchte. Langsam, fast meditativ holte er Seil ein, immer in einer Geschwindigkeit die sich in hunderten, wenn nicht gar tausenden von Touren zwischen ihnen eingespielt hatte. Weder hätte der eine, noch der andere zu rufen brauchen dass er mehr Seil benötigte oder hätte er sich über ein zu straffes Seil beschweren müssen – so etwas gab es nicht. Es war nicht klar ob er den Unterschied im Widerstand zum Seilpartner spürte, jedoch hatte er es während der ganzen Zeit des Sicherns vermieden nach unten zu schauen, und so kam es, ohne dass er schlussendlich doch nach unten zu schauen brauchte, dass mit den letzten einzuholenden Metern des Seiles, auch die Klarheit kam, die Klarheit und die Gewissheit dass er ein Ende ohne Knoten darin einholte, dass er ein Seil ohne Seilpartner nachsicherte… Und er wunderte sich auch nicht darüber, es erschien ihm alles ganz logisch. Als wäre es das normalste der Welt in solch einer großen Wand mit aller Seelenruhe ein Seil ohne Kletterer daran nachzuholen.
Mit einem Schlag offenbarte sich ihm alles – die ganze Last die er, ohne dass er es wusste, bis zu diesem Zeitpunkt auf seinen Schultern getragen hatte, konnte er, als wäre ein Schalter umgelegt worden, von einem auf den anderen Moment einfach von sich werfen. Plötzlich wusste er wieder dass sie vor kurzem erst hier gewesen waren, hier in ihrer Wand, der Wand die sie gemeinsam viele Male über die verschiedensten Routen durchstiegen hatten. Und er sah ihn auch wieder – jenen surrealen Moment in welchem er in die Augen des Freundes blickte, welche sich in rasender Geschwindigkeit von ihm entfernten. An das Danach hatte er keine Erinnerungen mehr. Er wusste nicht wie viel Zeit seit jener schicksalhaften Tour tatsächlich vergangen war, noch was damals tatsächlich geschehen war und wie er danach überhaupt wieder zurück fand. Er wusste ja nicht einmal ob er überhaupt, seitdem er einst die Berge als Zufluchtsort fand, im Geiste je wieder aus diesen zurückgekehrt ist? – Zurückgekehrt – zurück wohin – nach Hause? Er betonte diese Worte ganz bewusst, langsam, Buchstabe für Buchstabe, und trotzdem blieb ihm deren Bedeutung weiterhin verschlossen; er verstand es einfach nicht, er war in diesem Augenblick wie ein Kind, welches ein Wort vielleicht aussprechen kann, dessen Bedeutung sich ihm aber noch entzieht. Es klang geradezu komisch in seinen Ohren: „Z-U-H-A-U-S-E“…
- Was war das, wo war das und war der Mensch tatsächlich dafür bestimmt einen Ort der diese Bezeichnung tragen könnte zu kennen? Viele Diskussionen hatte er diesbezüglich geführt. Andere hatten versucht es ihm zu erklären, ihm ihre eigene, zivilisatorisch geprägte, Sichtweise nahe zu bringen. Und dennoch, er hatte es nie verstanden und er wollte es auch nicht, zumindest nie in ihrem Sinne, er konnte Rollrasen und Lattenzäunen nichts abgewinnen, er verspürte mehr Unwohlsein in einem der riesigen Konsumtempel in welche sie mit Vorliebe strömten, denn auf kleinen Kanten und Vorsprüngen irgendwo weit draußen. Sie hatten oft gemeinsam solche Diskussionen geführt und sich dabei mit Vorliebe über all die Blender, Möchtegerns und Anpässlinge ausgelassen und lustig gemacht – mit Verachtung haben sie auf den Rest der Welt geblickt und sich ihr dabei stets enthoben gefühlt.
Jetzt im Nachhinein ward ihm klar dass sein Freund und Seilpartner nur konsequent einen – ihren – Weg zu Ende gegangen ist… Und diese Klarheit und die Gewissheit dass auch er diesen Weg zu Ende gehen würde, dass all die Angst, Verwirrung, Verzweiflung, aber auch die überschäumende Freude und das Gefühl unsterblich zu sein, welches sie so oft empfunden hatten, nur Marksteine auf dem einzigen für sie in Frage kommenden Weg waren, ließ ihn sich aus seinem provisorischen Standplatz aushängen und ruhig und bestimmt die nächsten Züge machen…

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Aus dem Leben eines Tauge... - äh Kletterers...

Der letzte Eintrag welcher diesen Blog zumindest ein klein wenig legitimieren würde liegt für meinen Geschmack eindeutig zu weit zurück (falls es jemals so einen Eintrag gegeben haben sollte...)! - Zeit also dies zu ändern...

Nun, worüber möchte ich mich denn heute auslassen - hhmm, wie wäre es denn mit dem Jahresausklang und dem alljährlich grüßenden Murmeltier! - Ja, was meint er denn jetzt damit!? Ganz einfach, er meint die sich jedes Jahr wiederholende Verblüffung welche sich am Ende einer Klettersaison einstellt wenn man es mal wieder nicht lassen kann und jene Revue passieren lässt. Mir begegnet das Murmeltier wirklich jedes Jahr auf erschreckend ähnliche Weise - könnte sich ja auch mal was anderes einfallen lassen, blödes Vieh - die Saison beginnt mit den ersten Sonnenstrahlen - aufgrund des fiesen Klimawandels meist schon im März (irgendjemand muss ja Schuld sein...) - nachdem man den Winter über sämtliche Feinstaubgrenzwerte in Form von Magnesiainhalation missachtet hat und festgestellt hat dass das Eis auch jedes Jahr gleich scheißkalt ist - ja also - Saison, Beginn, Sonne - RAAUUS - Fels anfassen - ooh, läuft gut - das muss ja ´ne gute Saison werden - stecken wir uns doch mal ein paar große Ziele - muss ka schließlich was werden... - Juni, das Wetter wird endlich konstanter - Zeit anzugreifen - aber irgendwie geht die Saison ja auch schon ´ne Weile - machen sich da etwa erste Ermüdungserscheinungen breit - egal, mit dem Kopf durch die Wand - ANGRIFF - Mist, Wand war härter - Sack aufgezogen - na ja, war´n ja auch echt schlechte Bedingungen - so mit leichtem Kater und in der prallen Sonne kann das ja nichts werden - sehr gut, Schönreden hat mal wieder funktioniert - erneut ANGRIFF - "James, same procedure as every..." - Fuuuck, diesmal hat der Kopf versagt... - (man setze diesen Ablauf bis etwa Sack Numero 4-5 fort! - Selbstzweifel machen sich breit - ist ja auch Scheiße ständig dieser selbstauferlegte Leistungsdruck - gehen wir doch lieber Genussklettern (soll heißen irgendwas wo wir auch hochkommen...) - ui, Klettern fetzt ja doch - Bewegung, fließen lassen, fast schon Meditation, geile Zeit mit Freunden, geniale Landschaften, in die (Alpin-)Geschichte eintauchen, träumen - doch, doch GEILSTE FREIZEITBESCHÄFTIGUNG WO GIBT!!! - na mensch, vielleicht sollte man doch noch mal ANGREIFEN - ach so, is schon Mitte Oktober - na ja, schön war´s... - aber nächstes Jahr, aber da...!!!

Und was kommt jetzt!? - Genau, jetzt kommt der Teil welchen ich dann im März Revue passieren lassen werde, der Teil welcher sich zwischen Feinstaubgrenzwerten, bunten Griffen, selbstauferlegten Trainingsplänen, einem schlechten Gewissen an den Weihnachtsfeiertagen, regnerischen Tagen im Internet, der Studie sämtlicher meteorologischer Vorhersagen, eiskalten Händen an Eisgeräten und hoffentlich ein paar geeiilen Eisfallen abspielen wird...!!! - YEAH! - ROCK´N ROLL Jungs!!!

Und was lehrt uns das!? - Keine Ahnung, it´s just climbing...

Hier noch ein paar Fotos welche so über das Jahr entstanden sind...




Ich konnte es mir nicht verkneifen...


Fisch weeeiit über´m Ring...






Axel in Seilschaft mit Mr.Toni "I bin do koa Blumenbestimmer" Gutsch


Es gibt erstaunlich viele Quergänge im Kaiser...

Mittwoch, 12. August 2009

rest in peace great man...

Und wieder einmal muss man als bekennender ´Alpinjunkie´ auf Halbmast flaggen - einer der ganz Großen der Berge - Riccardo Cassin ist im sphärischen Alter von 100 Jahren verstorben. Was für ein Leben...! Eigentlich muss man zu diesem Mann nicht viele Worte verlieren, vielmehr sollte man sein Gerassel packen und sofort aufbrechen um eine seiner großen Touren zu wiederholen (und derer gibt es wahrlich genug...) und somit auf angemessene Art und Weise Abschied von einer Legende nehmen! Grand Jorasses - Walkerpfeiler, Piz Badile - Nordostwand, Westliche Zinne - was für ein Quergang (da war doch noch was Axel, oder!?), Torre Trieste - auch hier eine Route die nicht ohne Grund seinen Namen trägt, Denali - ohne Worte, Jirishinca und und und. - Danke Riccardo! Und auch wenn unser Klettervermögen nicht annähernd ausreicht all diese großen Linien zu durchsteigen, bietet seine Hinterlassenschaft an Touren an all den Gipfeln, Türmen und Graten dieser Welt doch ausreichend Stoff zum träumen und allein schon dafür gebührt ihm Dank.

Man muss sich das nur mal auf der Zunge zergehen lassen - mit 78 noch seine Route an der Badile anlässlich des 50jährigen Jubiläums wiederholt - und natürlich jede einzelne Seillänge vorgestiegen - und dann in der selben Woche gleich nochmal weil die Presse beim ersten Mal nicht schnell genug war...

Als schönes Schlusswort kann man eigentlich eine Aussage aus einem amerikanischen Kletterforum stehen lassen:
"Can you imagine Bachar and Cassin sittin' around the eternal campfire shootin' the shite? I am not ready to be there yet, but what a party!"

Dienstag, 7. Juli 2009

Der schmale Grat...

Auf eben einem solchen bewegt man sich als jemand der in den Bergen unterwegs ist und zumeist durch seine Aktivitäten bewusst(!) gewisse Risiken eingeht... Es ist ein schmaler Grat zwischen gedankenloser Zerstreuung ("MIR passiert doch nichts...") und einem latenten Restrisiko, welches bei allen bergsportlichen Aktivitäten, wie ein Damoklesschwert über einem hängt.

Wie komme ich darauf? - Es mag eine zufällige statistische Häufung sein, aber ich habe das Gefühl, dass sich in letzter Zeit die Zahl der (öffentlichen) Kondolenzschreiben doch signifikant erhöht hat. So kamen wie man aus Medienberichten erfuhr vor einiger Zeit die amerikanischen (sehr erfahrenen!) Alpinisten Johnny Copp, Micah Dash und Wade Johnson bei dem Versuch einer Erstbesteigung eines 6000er in China in einer Eislawine um´s Leben. Und heute musste ich lesen dass die amerikanische Kletterlegende John Bachar bei einer Solokletterei zu Tode kam. - Sehr traurige Meldungen... Ich glaube nicht nur für mich stellten sie mit ihrem Handeln eine Quelle der Inspiration dar! Und doch waren sie Profis und wussten denke ich sehr genau welche Konsequenzen ihr Tun haben kann... - That´s part of the game... - Einzig das Bewusstsein dafür zu bewahren ist denke ich sehr entscheidend!

- Bewusstsein um sein eigenes Handeln in den Bergen der Welt und die Konsequenzen welche sich daraus für sich und andere ergeben können...

Dann erübrigt sich meiner Meinung auch die Diskussion nach mehr Haken und besser gesicherten Routen, wie kürzlich in Franken nach einem schweren "Vor-dem-ersten-Haken-Absturz". Ich möchte wirklich nicht zynisch sein, aber eine bewusste eigenverantwortliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun - ganz im Sinne eines mündigen Menschen - verhindert sicherlich so manches (wenn auch nicht Jedes) Ausrücken der Bergwacht...


Ich bin mir nicht sicher ob "Bergsport" (mit all seinen Facetten...) die richtige Beschäftigung für jedermann ist... - Zumindest nicht ein Bergsport wie ich ihn sehe - außerhalb einer genormten "Fast-Food" -und "Konsumgesellschaft" mit der Pflicht zur Eigenverantwortung...

Dienstag, 23. Juni 2009

Escalada in Transilvania

Völlig aus der Mode - oder zumindest in Vergessenheit geraten.


Vor reichlich zwanzig Jahren noch klangen die Namen wie Gold in den Ohren der kletternden Alpinisten der ehemaligen DDR. Costila, Pjatra Crajului, Fagaras. Und wer zum Beispiel den Blauen Riss in sein gepflegtes und geliebtes Bergfahrtenbuch schreiben konnte, der durfte sich schonmal ordentlich selbst auf die Schulter klopfen.

Und heute?
Wer fährt schon noch in die Hochgebirge in Südosteuropa? Dabei haben sie alle einen solchen Charme und jenes rauhe, wilde, gesetzlose Flair, welches wir doch gerade so lieben. Welchen Reiz hat schon der Sellapass- Parkplatz gegenüber der urigen, von Geschichte nur so strotzenden Costila- Biwakhütte, in deren Umgebung die Bären leben und in deren Innerem sich zumindest an den Wochenenden die verwegenen unter den rumänischen Kletterern treffen ,um in ihrer persönlichen Bergwildnis, ungeachtet vom Rest der Welt ihr bittersüßes Hobby zu verfolgen.

Nur selten verirren sich hierher Gäste aus anderen Ländern und noch seltener kommen sie aus dem Westen. Um so freundlicher werden die wenigen aber dann aufgenommen und umsorgt, wenn es darum geht, die versteckten Zustiege zu finden oder überhaupt eine Tour auszuwählen.
Wir jedenfalls haben uns wohl gefühlt, zuerst im Bucegi Gebirge und dann in der Turda- Schlucht und wir werden so schnell das Andere an dieser Reise nicht vergessen.
Und für alle ewigen Skeptiker noch eine Erfahrung: In Rumänien wird man nicht beklaut, sondern eher beschenkt.


Wenige Bären gibt es nicht, dafür aber viele

am Rifugio Costila fangen die Felsen schon vor der Türe an

Die Adlerwand und rechts der Adlergrat, für den wir uns als Kennenlerntour entschieden. Schwierigkeit 3B oder III/A2

Was das bedeutet lernten wir in dieser Risseillänge, die gut und gerne als 6+ zu verstehen ist.

Die Wand des Weißen Tales, hier erreicht der berühmte Blaue Riss den Ausstieg am Grat. Aber auf eine Begehung von uns wartet er noch. Zumindest wissen wir jetzt schonmal, wie er von unten zu erreichen ist. Die Locals haben uns geduldig die entscheidenden Pfade gezeigt.

Ebenso die Abstiege. Wer die nicht findet, der sieht schnell alt aus.

Am Turnul Mic warten 5 Seillängen im Kalksteinkonglomerat mit der Bewertung 6+ Haken gibt es viele, aber nur wenige erscheinen sicher.

Transylvanien - übersetzt, das Land hinter den Wäldern.

unser zweites Ziel: die Turda Schlucht.

Hier warten alpine Routen mit schnellen Zustiegen und bequemen Abstiegen.

Und das ganze in einer herrlichen Landschaft.

Der Coltul Crapat lockte uns mit seiner Czipkes- Route - links der markanten, weißen Kante.

5 stramme Seillängen bis 7+, dazu alte Normalhaken, das sichert einen gewissen Erlebniswert. Und das tollste: Überall Steigeisenkratzer - die Rumänen mögens kalt!

Smaragdeidechsen können gut klettern, aber sie verstehen auch die Kunst, sich in der Sonne zu aalen.

Leicht aber beeindrucken ist die Tour durch die Grota lui Hili.

Bei der man direkt durch ein riesiges Felstor klettert.

Die scharfe Kante des Turnul Ascutit lockt jeden Formliebhaber mit sechs Seillänge und 7- bei freier Kletterei. Hier gibt es sogar mehrere genussfördernde Bohrhaken.

Aber auch sonst kann der Sportlich Ambitionierte Tage im herrlich festen Kalk verbringen.
Jeder, wie er eben möchte.


Salut, Szia und bis zum nächsten Mal in Siebenbürgen!

Quelle: Bergzeit.de - Blog

Dienstag, 26. Mai 2009

Klassiker klettern...

Was macht eigentlich einen Klassiker aus? Warum sind es - ob im Leben allgemein oder im Klettern speziell - bestimmte Dinge, Routen, Erlebnisse nach denen wir, ob ihres besonderen Nimbus trachten!? Warum bringt der Klang (oder auch nur der Gedanke daran) eines 69´Shelby GT 500, die Augen der meisten Männer (auch Frauen!?) zum glänzen? Warum kann man sich das `Alchemy´-Album der Dire Straits auch noch zum 20sten mal mit Begeisterung anhören? Wieso ist ein 12 Jahre alter (oder älter) Single Malt in fast - ach, was sage ich - in jeder Lebenslage eine gute Wahl? Wieso kann man sich bestimmte Filme - selbst dann wenn man in der Lage ist jeden(!) Dialog mit zu sprechen - immer noch mit kindlicher Begeisterung anschauen? Wieso kleidet einen eine 501er eigentlich immer gut? - Ich weiß es nicht, ich weiß nur dass es so ist...
Und, um zum eigentlichen Kern der Sache zu kommen - wieso klettern wir mit besonderer Begeisterung in unserem Kletterleben ganz bestimmte Routen? Schleichen um Einige Jahre lang herum - hadern, zögern, trauen uns nicht und freuen uns dann wie Bolle wenn wir uns doch getraut habe einzusteigen - und vielleicht sogar (lebend) oben angekommen sind...? Warum bilden sich in unseren Köpfen (also zumindest in meinem...) Listen von Routen die ich unbedingt noch klettern möchte früher oder später? Warum arbeiten wir überhaupt 74er, Pause, Rebuffat und andere Listen ab? - Macht es doch zum Teil nicht mal wirklich Spaß... - Aber es erfüllt einen mit tiefster Zufriedenheit wenn man wieder über seinen Schatten gesprungen ist, seinen inneren Kampf gewonnen hat und vielleicht auch den gegen den Fels... Es ist ein tolles Gefühl wenn man weiß das man an einem - für Kletterer oder Bergsteiger - "bedeutsamen" Stück Fels unterwegs ist - um so mehr wenn man sich mit der Historie dessen auseinander gesetzt hat und im Hinterkopf hat wer sich hier schon alles versucht hat, wer hier schon alles gelitten hat, gefroren, geflucht, gejubelt, sich verwirklicht, vielleicht aber auch sein Leben gelassen hat... Es verleiht einem an sich "sinnlosen" Tun nicht per se mehr Sinn, aber es hilft dem Abenteuer nach dem wir bei all dem trachten, noch etwas mehr Würze zu verleihen...

Schön, war´s aus diesem Grund, dass ich jetzt über Himmelfahrt in der Pfalz u.a. zwei Routen klettern konnte, welche man wohl als Klassiker bezeichnen kann...
- Eine Frage stelle ich mir allerdings - wieso müssen Klassiker eigentlich immer so bockhart sein - oder die Altvorderen so verdammt gut...!?











Und um welche Routen handelt es sich?

Dienstag, 12. Mai 2009

Die räumliche Distanz

Für das Planen aus der Ferne wird man scheinbar generell sofort bestraft. Steve, der gute Freund aus London schrieb die folgenden Zeilen, die mich wieder nachdenklich stimmten, ob nicht generell der Distanzalpinismus zu verwerfen wäre?

"just returned from a poor trip to chamonix )o;
bad choice of partner and not paying attention to the forecast.
did chere couloir, as you, and cosmiques arete again ..
frustrating as ginat on droites is in the best cons ever apparently"

Und genau heute war wieder einer der häufigen Tage, an dem wir eine längst geplante Tour streichen mussten. Über Wochen steht im Kallender: "Fr, Sa, So Alpen". Das übliche, man hält das Wochenende frei und den Freitag noch dazu, man erklärt der Freundin wieder dass es wichtig sei und das mehrmals und dann zeigt der Wetterbericht diese scheußlichen Piktogramme. Dann sucht man eine Stunde vergeblich nach einer Alternative, aber in keiner Region ist einigermaßen vernünftiges Wetter zu erwarten. Also beschließt man zum wasweisichwievielten Male, das ganze an den Nagel zu hängen, was sowieso nicht geht, weil es viel zu wichtig ist!

Aber für den Moment bleibt nichts anderes, als abzuwarten und auf den nächsten Zeitpunkt zu warten, für den wieder im Kallender steht: "Fr, Sa, So Alpen".

Mittwoch, 6. Mai 2009

runout analysis

Ich sitze gerade ganz vorbildlich in der SLUB und lese und da stoße ich doch auf diese Zeile: "runout analysis must be carried out to quantify hazard"... - Fand ich irgendwie witzig weil ich sofort an´s Klettern im Sachsenländle denken musste... Das war´s dann auch schon von mir - muss weiter über runouts nachdenken!

Dienstag, 7. April 2009

Auf´s Maul kriegen oder die Kunst des stilvollen Scheiterns...

Irgendwie typisch - die Erwartungen und Vorhaben (genauso wie die Sprüche) können vorher nicht groß genug sein - zumindest bei mir, Axel als alter Haudegen, welcher schon ein paar mal jenen segensreichen und gleichzeitig verfluchten Ort namens Chamonix aufgesucht hat, weiß da schon eher wie´s läuft... Wenn man dann endlich Fuß ins gelobte Land gesetzt hat - links, rechts eins auf die Fresse und man ist wieder auf dem Boden der Tatsachen...

Bei uns hat sich das wie folgt dargestellt:

Wir kommen irgendwann Sonntag Abend in Chamonix an, finden auch gleich einen praktischen Platz zum parken und schlafen, nur eine Minute entfernt von der Talstation der Bahn (sogar kostenlos!), und beginnen gemütlich für den nächsten Tag zu packen und uns zuzuprosten... Wir haben dann noch kurz einen netten Plausch mit den Chamonixer Polizeibehörden gehalten, welche so nett waren uns darauf hinzuweisen dass wir in unserem - nicht mehr ganz nüchternen Zustand beser nicht mehr fahren sollten und wo wir denn gedenken zu schlafen... Hat sich alles geklärt, auch die Frage am nächsten Tag ob die Franzosen einfach zu faul, zu blöd, zu ignorant oder was auch immer sind, ihre Uhren auf Sommerzeit zu stellen, nachdem dass mit der Zeit und dem angegebenen Fahrplan der Bahn irgendwie noch nicht so ganz hingehauen hat. Egal, wir kommen also mit der ersten Bahn oben an, ein geiles Panorama tut sich auf und wir müssen kleinlaut feststellen dass die gerade angeführten Charakteristiken irgendwie auch auf uns zutreffen, nachdem wir es nicht gebacken kriegen unsere Rucksäcke einigermaßen gebrauchsorientiert zu packen und wir erst oben auf die Idee kommen unser Zeug an zu legen... Was soll´s - passiert den Besten, so haben wir eben noch ein bisschen mehr Zeit die schöne Aussicht von der Midi zu genießen...



Irgendwann ist es soweit wir sind startklar und es heisst die erste Hürde auf dem Weg zu Ruhm und Ehre zu nehmen - die paar steilen Abfahrtsmeter von der Aguille runter zum Gletscher - wohlgemerkt auf Kurzskiern (auf welchen noch keiner von uns je in seinem Leben gestanden hat - auch so ein Hirnfurz von uns dies gerade jetzt auszuprobieren...). Irgendwann und irgendwie sind wir dann auch runter gelangt. Die ganzen Skicracks welche von hier aus die Valleé Blanche-Abfahrt in Angriff nehmen müssen auch gedacht haben - ach, ich will gar nicht drüber nachdenken... Danach eiern wir noch frohen Mutes zum Triangle de Tacul, von wo aus unsere geplante "Eingehtour" starten soll, aber irgendwie merken wir schon dass das nicht so beginnt wie wir uns das vorgestellt hatten - zu viel Schnee, viel zu viel Schnee... Und so werden dann die paar Meter zum tatsächlichen Einstieg unserer Route, dem Cheré Colouir, und das Überwinden des Bergschrundes zur nächsten Probe (und fast hätten wir uns dagegen entschieden einzusteigen - was unserer Wochenbillanz nicht wirklich gut getan hätte...). Wie dem auch sei, wir sind eingestiegen und so durften wir ein paar traumhafte Seillängen in einem (klingt blöd ist aber so - ) sehr schönen Gulli klettern... Nur der Spinndrift hätte etwas netter zu uns sein können...



(Quelle: http://www.climb.dk/ChereCouloir.html)

- grün = Cheré Couloir









Im Anschluss dann - wir hatten ja zu dem Zeitpunkt noch große Pläne - begaben wir uns auf den doch recht langen und mit Kurzskiern bei z.T. hüfthohem Schnee nicht ganz unanstrengenden Weg zur Turiner Hütte. Irgendwann während dieser (Tor-)Tour ist mir klar geworden dass das mit unseren Plänen wohl so nichts wird... Ich war selten physisch und irgendwie auch psychisch so fertig... Mögen uns auch die Umstände einen Streich gespielt haben mit dem vielen Neuschnee und teilweise starken Windverfrachtungen - ach ja, und meinem gebrochenen Stock, so ist es doch Fakt dass ich in diesem Augenblick den Anforderungen der Berge nicht so gewachsen war wie es der Fall hätte sein sollen. Und es tut mir auch für meinen Seilpartner leid wenn dadurch vielleicht auch seine Motivation und im Anschluss die Möglichkeit gewünschte Touren zu realisieren gelitten haben.
Nun ja, sprichwörtlich im Arsch komme ich, dann auch irgendwann an einem Bauwerk an, von dem ich erst annahm es sei unsere Hütte und mir in Gedanken schon ausmalte welche Leckereien der Italienisch-Französischen Bergküche ich mir als erstes aussuchen sollte. Pustekuchen, es war nicht unsere Hütte (auf der auch irgendwie schon den ganzen Nachmittag niemand auf unsere Anrufe reagieren wollte), sondern die Hellbronner Seilbahnstation. Unsere Hütte stellen wir verdutzt fest liegt ca. 70 Hm weiter unten und sieht auch eigenartig verschlossen aus. Was ist da los!? - Es steht doch in zwei Führern dass das Ding bereits bzw. ganzjährig offen haben soll... Unser Ärger steigert sich in dem Maße in dem wir realisieren dass es kurz nach 18.00 Uhr ist, wir hier oben die Einzigen sind und wir nichts weiter zum schlafen dabei haben... Hm, also was tun!? Da wir nicht ganz so dämlich sind wie wir aussehen und vollkommen skrupellos, beschließen wir das wir die Nacht definitiv nicht schlotternd und ungeschützt in der Kälte verbringen werden... Heißt also - richtig - wir müssen da rein (nicht hoch diesmal!). Nur wie, ist ja alles verschlossen!? Nun, nachdem wir an sämtlichen Türen gerüttelt und durch alle Fenster geschaut, haben wir auch eine kleine Abstellkammer entdeckt in der eine Schneefräse und tatsächlich eine funktionstüchtige Heißung in Dasein fristet. Also schaffen wir der Schneefräse kurzum ein bisschen Abwechslung und befördern diese nach draußen und uns ins Innere! Wir waren dann noch ein wenig innenarchitektonisch (man verzeihe mir dieses Wortungetüm!) tätig und haben die Dämmung von den Wänden auf den Fußboden befördert und fertig war unser lauschiges Heim! Im Endeffekt konnten wir dann auch tatsächlich ein paar Stunden am Stück schlafen. Nur hoffe ich dass ich nie mehr mit einem Mann Löffelchen machen muss...



Am nächsten Morgen dann sind wir mit der Ersten Bahn runter - nur diesmal eben nach Italien - irgendwie surreal das Ganze... Während der Fahrt nach unten genießen wir noch traumhafte Blicke auf Grand Jorasses, Aguille Noir und überhaupt den gesamten Peuterey Grat - der absolute Hammer das Ding - kaum vorstellbar das im Gesamten zu durchklettern... - Aber wie es so ist, genau an dieser Stelle wurden schon wieder ein paar kleine, unschuldige Traumsprösslinge ins Dickicht des vernebelten Hirnes gesäht um dann vielleicht eines Tages doch in die Tat umgesetzt zu werden...
In Cormayeuer genießen wir im Anschluss jeder noch eine riesige Pizza - ob wir sie nun verdient haben oder nicht sei dahingestellt - geschmeckt hat sie trotzdem!

Tja, das mit dem Eis soll irgendwie nicht sein diesmal, wir fahren zwar nochmal hoch nach 1 1/2 Ruhetagen mit bisschen gemütlichem Sportklettern, aber irgendwie haben sich die Berggötter diesmal gegen uns verschworen...



Und so verbringen wir noch eine Nacht in den Gängen der Midi-Bergstation um am nächsten Morgen festzustellen dass das Schweißwetter vom Vorabend immer noch Scheißwetter ist; wir gehen sogar noch die paar Meter runter zum Gletscher um dort endgültig festzustellen dass dies nicht das Wetter ist bei dem ein paar Leichtmatrosen wie wir in den Bergen rumstolpern sollten...

Den Urlaub gerettet hat unss mehr oder weniger ein glücklicher Zufall, eine Eingebung, Vorhersehung - wie auch immer - nämlich als wir schon auf dem Weg nach Hause waren und gerätselt haben ob wir denn nun noch einen Abstecher nach Franken machen sollten oder was denn nun, kam Axel plötzlich die Erleuchtung - ja, man kann ja auch hier gleich in der Nähe klettern - und siehe da Felsen taten sich auf, sogar welche mit Prädikat... Und so kam es dass wir das Kleine aber Feine Klettergebiet "Barbarine" entdeckten. - Schon allein der Name ist Musik im Ohre eines jeden echten Sachsen... Und so durften wir noch ein paar herrlich grifflose und sehr reibige Längen in schönem rauhen Granit klettern... - Danke!!!



Fakten zur Tour:
Wann? 29.03. - 05.04.09
Wo? Mont Blanc du Tacul (Chamonix/Mont Blanc)
Wer? Axel & Robert
Was? Cheré Couloir
Wieviel? II D+, 350m, Eis bis 80°