Kein Thema hat in den letzten Tagen die kletterabstinenten Gemüter so sehr erhitzt, wie die Schlagworte – Burgfelsen und Hohnstein… Es liegt die Vermutung nahe dass die Hitze der Debatte nicht nur mit fehlgeleiteten Energiereserven aus gestählten Unterarmen in unterversorgte Gehirnhälften zu tun haben mag, sondern dass da durchaus ein Thema diskutiert wird, welches möglicherweise bahnbrechenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der Klettertradition (ich schreibe in diesem Zusammenhang bewusst nicht nur von –Sport) in unserem Gebirge haben wird… Worum geht es dabei nun genau? (Und auch wenn ich an jenem bedeutungsschwangeren Abend nicht persönlich vor Ort war, bin ich glaube ich ansatzweise informiert.) Die Stadt Hohnstein möchte, wie auch schon seit vielen Jahren von Bernd Arnold geplant, in Zusammenarbeit mit eben jenem, den Burgfelsen zum Klettern freigeben und dafür erschließen. Diese Erschließung soll nun allerdings nicht im Rahmen der Regeln des Sächsischen Kletterns stattfinden, sondern eine sportklettermäßige Erschließung zulassen. An dieser Stelle nun schon einmal zwei große Diskussionspunkte – zum einen das Klettern an Massiven und zum anderen vollkommen unsächsisches Sportklettern (obwohl, unsächsisch…!?). Dazu braucht es natürlich einer (oder mehrerer) Ausnahmeregelungen. Diese (sowie das ganze Projekt) sind nur in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten zur erreichen. Und dazu gehören sicherlich nicht nur die Stadt Hohnstein und eine „AG – Wettkampfklettern in Sachsen“, sondern natürlich und zuallererst auch der SBB, sowie der DAV als großer Dachverband und nicht zuletzt natürlich die Nationalparkverwaltung.Und genau an dieser Stelle – der Nahtstelle zwischen so vielen und verschiedenen Interessengruppen – sollte man das Ganze als große Chance auffassen und nicht als heranziehende und zwingend (ohne auch nur kurz über sich daraus ergebende Möglichkeiten nachgedacht zu haben) zu zerschlagende Katastrophe. An dieser Stelle vielleicht kurz die Zwischenfrage – wozu eigentlich das Ganze? – Nun, sicherlich hat Hohnstein beim Blick in die eigenen Kassen mitbekommen, dass es nicht ganz so sehr vom großen und leckeren Kuchen des Tourismus profitiert wie die beiden Vorreiter Rathen und Bad Schandau (ich stehe den Entwicklungen welche ich dort zu sehen bekomme durchaus kritisch gegenüber…) und beschlossen dagegen etwas zu tun. Das im Rahmen dieses Projektes auch eine Art Bergsport – museum innerhalb der Burg errichtet werden soll, hat schon fast etwas ironisches, war es doch der große Messner welcher mit dem heraufziehenden Bohrhaken den Tod des Alpinismus attestierte (was ja so auch nicht ganz eingetroffen ist…). Sicherlich sehen in diesem Zusammenhang nicht nur die Stadt Hohnstein die Möglichkeit Gewinn zu machen sondern auch viele andere, welche an dieser Stelle einen Anknüpfungspunkt haben, und sei es nur dass sie ein Zimmer vermieten.Diejenigen welche keine kommerziellen Interessen an dem Projekt hegen, aber trotzdem ein Interesse an dessen Umsetzung haben sind sicherlich all jene welche dem Sächsischen Klettern mit seiner Ethik und seinen Konventionen kritisch gegenüber stehen (oder vielleicht auch nicht mal das), sondern einfach all jene welche (zu Recht) bemerken dass sich das Potential an erschließungswürdigen Neutouren so langsam aber sicher dem Ende entgegen neigt. Vielfach bemüht wurde auch das Argument – Gebietsfremde Bergfreunde an das hiesige klettern heran zu führen (dazu vielleicht später kurz…)… Nun, zum ersten Punkt – wer das Sächsische Klettern mit seinen Eigenarten nicht mag der braucht ja nicht hier zu klettern – da ist was dran. ABER da es ja nun einmal schon seit geraumer Zeit Spannungen zwischen den unterschiedliche Lagern und Interessengruppen gibt – traurigerweise am besten dokumentiert in den irrsinnigen Ringzieherstreitereien, an dieser Stelle vielleicht die Chance etwas Raum für Entspannung zu sorgen. Möglicherweise können beide Lager nebeneinander her existieren… Sicher kommt früher oder später die Frage nach weiteren Massiven auf. Und natürlich bekommt man diese nicht einfach geschenkt, sondern – wie auch schon in den Diskussionen angebracht – könnte oder müsste es sich dabei um Tauschgeschäfte handeln – ein paar unbedeutende (ja ja, alles ist relativ…) Gipfel hier, gegen eine Massivwand dort… Ich hätte nichts dagegen, aber das ist nur mein ganz persönlicher Standpunkt – ich sammle keine Gipfel und kann auf-grüne-Haufen-Kriecherei nichts abgewinnen… Andere sehen das anders, für andere macht das gar einen Reiz des Sächsischen Kletterns aus. Aber das soll hier nicht weiter Thema sein… Die Sachen mit dem sich langsam schließenden Fenster für Neuerschließungen, halte ich für das gewichtigere Argument… Man kann hier einwenden, das in einem Gebirge mit ca. 20 000 Touren ein schier unerschöpfliches Potential herrscht und man keine Neutouren (zumal Resterschließungen braucht). – Sicher das ist eine große, wenn auch in diesem Zusammenhang völlig irreale Zahl. Wem bitte stehe denn alle diese Routen offen, den vielen Elfer –und Zwölferkandidaten, oder den vielen Durchschnittskletterern, welche mit großer Freude alle Zweier –und Dreierkamine des Gebirges klettern, oder all jenen bruchresistenten Bergfreunden, welche in der Lage sind den Wandel einer Route (im Sandstein) im Laufe der Jahre zu ignorieren… Bei Berücksichtigung all jener Fakten kommen wir der Sache schon näher denke ich… Natürlich sind es immer noch genug Touren, nur gehen auch viel mehr Leute klettern als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren… Was an den Routen natürlich nicht unbemerkt vorbei geht. Aber für entscheidender halte ich die Möglichkeit und das Potential (oder eben nicht) ein Gebirge „lebendig“ zu erhalten, indem erschlossen wird, indem GERNE erschlossen wird, indem sich kreative und gute Kletterer weiterhin mit dem Fels auseinander setzen und Neuland erschließen… Auch in Sachsen war dies schon immer so, schon mehrmals war man der Meinung der „Tisch sei abgeräumt“… Und jedes mal kamen neue kreative Köpfe und haben die Reaktionäre eines Besseren belehrt… Es wäre schön wenn dies auch weiterhin so sein könnte… Das Argument Gebietsneulinge mittels dieser sportklettermäßig abgesicherten Sandsteintouren an das traditionelle Sächsische Klettern heranführen zu können, halte ich doch für ziemlich hanebüchen… - Das wird wohl nicht funktionieren. Aber für einen ersten vorsichtigen Kontakt (auch in schwereren Routen) sei es vielleicht eine Möglichkeit!? Man könnte sicherlich noch Tiraden schreiben… Schön wäre es wenn hier wirklich die Möglichkeit einer Chance genutzt werden würde – denn das ist sie!!!
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