Montag, 16. März 2009

Glaspalast

Nach unserer Begehung des Glaspalastes im Gasteiner Tal bei nicht ganz prächtigen bedingungen sah Robert sich veranlasst, den folgenden Text zu verfassen:

BORDERLINE (von Robert Bechtold)

Nein, in meinen Ausführungen soll es nicht um die unter dem gleichen Namen bekannte und und für Betroffene sicherlich schreckliche Persönlichkeitsstörung gehen. Es soll vielmehr um etwas wunderbares ( hierbei kommt es ganz entscheidend auf den Zeitpunkt der Betrachtung an – etwas zu früh und man ist geneigt etwas abweichende Attribute zu vergeben! ) gehen – nämlich Klettern in der skurrilen Welt gefrorener Wasserfälle…

Wieso dann „Borderline“!? – Nun, aus verschiedenen Gründen – zuallererst, Borderline bedeutet ins Deutsche übersetzt ungefähr soviel wie: Grenze oder Grenzlinie, kann als Adjektiv aber auch als grenzwertig übersetzt werden. Und genau diese „Grenze“ übertritt man beim Eisklettern –respektive Alpinismus weitaus öfter als bei irgend einer anderen Spielart des Bergsports; natürlich man kann auch beim Sportklettern oder Bouldern an seine Grenzen gehen, aber um diese geht es mir nicht… - Ich spreche nicht von persönlichen Limits oder Restriktionen, sondern von einem Übergang in einen anderen Bewusstseinszustand – wenn man sich für das was man da tut hasst aber trotzdem weitermacht, um irgendwann dann doch letztendlich Momente unbeschreiblichen Glücks zu erleben.

Wenn man glaubt es geht einfach nicht mehr, jeder Muskel schmerzt, die Waden unaufhörlich zittern, die Hände am Eisgerät verkrampfen, man verzweifelt versucht eine Eisschraube ins spröde Eis zu drehen, diese aber partout nicht greifen will… Wenn sich dann irgendwann der Schalter umlegt und man in diese Art meditativen Zustand gelangt, man wieder etwas ruhiger wird, sich seiner Fähigkeiten plötzlich wieder bewusst wird und losklettert – einfach einen Zug nach dem anderen macht und letztendlich doch am nächsten Stand ankommt… - Dann hat man eine – wie auch immer geartete – Grenze überschritten.

Alpinismus und Eisklettern insbesondere lehrt einen die kleinen Dinge zu schätzen. Dies schöne Gefühl wenn die Finger aufhören zu schmerzen, nachdem das Blut nach einer langen Seillänge wieder in sie zurückgekehrt ist – in diesem Augenblick gibt es wahrscheinlich kein besseres… Die wohltuende Wärme einiger Sonnenstrahlen, wenn sie einen tatsächlich einmal am Stand streifen… Das schöne Gefühl nach endlosen Minuten des Sicherns und Frierens am Stand endlich wieder weiterklettern zu dürfen… Die Zigarette mit dem Kletterpartner nach einer harten Tour – manchmal ist diese auch schon nach bestimmten Seillängen nötig…

Und das Beste überhaupt: Das Bier am Abend wenn man dann schon wieder mit verklärtem Blick auf das Vergangene zurückschaut und mit ebensolchem, gewürzt mit einer Prise Wahn, in die Zukunft schaut und neue Pläne schmiedet. Wem all das bekannt vorkommt und dies bei sich des Öfteren selber diagnostizieren kann, der leidet eindeutig an einer Persönlichkeitsstörung, die wenn auch nicht viel, so zumindest doch das teilweise selbstzerstörerische Verhalten, mit der eingangs Genannten gemein hat. Und doch kann dieses - von mir mit einem Augenzwinkern Persönlichkeitsstörung genannte Verhalten - eine große persönliche Kraftquelle darstellen und ist deshalb nicht zwangsweise behandlungswürdig! – Außer mit der nächsten Tour.

das ist ein Trick, die meisten werden trotzdem neugierig


die Ausstiegsseillänge

der nächste Tag: am Dreikönigsfall bei Böckstein

Fakten zur Tour:
Wann? 18.02.2009 Robert & Axel
Wo? Klammstein (Gasteiner Tal)
Was? "Glaspalast"
Wieviel? 350m, WI 5
Verhältnisse? mäßig (viel Neuschnee, wenig Eis in der Ausstiegsseillänge und tiefe Minustemperaturen)

3 Kommentare:

  1. bin hier am verzweifeln, es geht nichts wie ich will, die bilder springen wie wild durch die gegend und sind nie dort, wo man sie braucht :-(

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  2. Ey, sieht doch cool aus! Nicht verzweifeln...;)

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  3. Grüsse ihr zwei Haudegen, die Geschichte liest sich echt schön und ihr scheint ja abgesehen von eurer kreativen Nebenbeschäftigung auch ordentlich klettern gewesen zu sein. Bin gespannt wie es weiter geht. Beste Grüße Damian

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