Dienstag, 17. März 2009

Eisgleddern in Saggsn




Man hat es nicht wirklich leicht als kletternder Sachse, zumindest nicht wenn man sich einbildet dass es nicht anders geht und man unbedingt auch im Eis herumwüten muss... Da kann die Auswahl an potentiellen Eisfällen für das Wochenende auf Grund gegebener Zeit-Raum-(Geld)-Beschränkungen schon einmal stark zusammenschrumpfen... Aber davon lässt sich der richtige Eisklettersachse natürlich nicht entmutigen und schaut sich kurzerhand vor der Haustür um - und was sich da auftut... Seht selbst! (Auch wenn nicht ganz aktuell - wurscht...)


Zum damaligen Zeitpunkt war ich der Meinung unsere Erlebnisse mit ein paar Worten festhalten zu müssen - werde das mal mit einbauen...



Eisklettern im Elbsandstein oder die Entschleunigung des Alpinismus

Der Termin – verlängertes Wochenende um den 10./11. Januar rum – war schon seit einiger Zeit abgespeichert und entsprechend die Vorfreude und Motivation groß. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich natürlich zwischenzeitlich das genaue Datum ein wenig aus den Augen verloren hatte, so doch nicht die genaue Vorstellung davon was diese Saison noch alles werden muss… Nun, der Langhennersdorfer Wasserfall stand zunächst nicht auf dieser Liste – jedoch bin ich mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass jeder der sich mit Überzeugung ein Alpinist schimpft sehr vorsichtig mit diesem Ausdruck sein sollte, insofern er nicht schon einmal Eisen (meinetwegen auch Aluminium – selber schuld…) an dieses Monument der Alpingeschichte gesetzt hat!



Wie dem auch sei, voller Tatendrang ging es dann Freitag früh endlich los, nachdem im Vorfeld kurzum noch diverse Fragen geklärt wurden wie die: „Wann den nun Freitag 09.00 Uhr sei und ob es sich tatsächlich lohnt an diesem Tag noch arbeiten zu gehen ( nachdem ja Freitag nach eins jeder usw. und man ja vorher auch erstmal zu sich kommen muss…! )!?“ Es möge bitte jeder kurz darüber nachdenken und dann seine eigene Entscheidung treffen…



Auch Axel hatte bereits seine erste Bewährungsprobe hinter sich – Winterreifen ziehen sich ja bekanntlich nicht von selbst auf ( was sich mich kurz nachdenklich stimmt, nachdem die Menschheit es schon zum wasserdichten Outdoor-Klopapierrollenhalter gebracht hat…) – aber was so ein richtiger Bergsteiger ist – da kann der Maulschlüssel schon mal arbeitslos werden… ´Tschuldigung ich schweife ab; mittlerweile sind wir im Brand (nein, nur so – ohne nertal ) angekommen und haben die Linien unserer Träume in Augenschein genommen. Zum Einklettern gehen wir im rechten Teil des Bärengartens zwei in voller Blüte stehende – an die Touren im Sektor Krokan in Rjukan erinnernde – Einkletterrouten an. Okay, ich gebe es zu sie standen erst kurz vor ihrer Blüte… Wie auch immer, Zustieg ( warum gibt es eigentlich für Zustiege keine Schwierigkeitsbewertung – ist er doch oftmals die Crux des ganzen Unternehmens!? - z.B. einmal auf´s Maul geflogen beim Zustieg = Z1 --> Z0 ist nicht nötig - weil jeder der behauptet sich nicht einmal hingelegt zu haben, der lügt… --> die Skala sollte nach oben offen sein, wobei m. M. jeder Zustieg mit Sturzpotential > 7 mal das Prädikat EGZ (extrem gefährlicher Zustieg) verdient – ich glaube ich schwuf schon wieder ab…) im Grade ca. Z2 gemeistert, fühlen Axel und ich uns beide in der Lage jede der beiden Touren im Vorstieg zu meistern und auch Zsizsi meistert beide Touren geschmeidig im Nachstieg – und das nachdem dies erst ihr drittes Mal Eisklettern überhaubt ist ( man korrigiere mich wenn ich Sch… erzähle)! Auf diesem Wege gut aufgewärmt und motivationsgestärkt, wollen wir uns an den nur ein paar hundert Meter entfernt liegenden Referenzrouten des Ritterfels´ probieren… Leider finden wir die Ritter in schlechterem Zustand als erwartet – muss ein ziemlich karger Winter gewesen sein bis jetzt… Aus diesem Grund zeigen wir uns auch von unserer warmherzigen Seite und geben den Rittern auch eine reelle Chance, indem wir uns ihnen nur vorsichtig mit Seil von oben nähern. Außerdem bilde ich mir ein dereinst den Ausspruch: „Ein guter Alpinist ist ein alter Alpinist!“, vernommen zu haben… Und so kam es dass uns die Ritter trotz oder gerade ob ihres mageren Zustands schwer zusetzten – aber wenigstens Axel hielt ihnen Stand und ließ sich nicht abschütteln…



Am Abend dann bezogen wir – froh unsere Nachtruhe nicht im Hängebiwack verbringen zu müssen – unser Quartier in Königstein, d.h. nicht unser Quartier, sondern Zsizsies und Axels Quartier und wenn wir genau sein wollen auch nicht jenes ( aber es war nicht weit entfernt…), dafür aber ein um einiges wärmeres… ( Danke Uwe! ) Nachdem wir ja nun zu Beginn unseres Ausfluges schon die „09.00 Uhr-Frage“ geklärt hatten, aber zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen waren, stießen nun noch Claudi, welche die Frage damit für sich selbst beantwortet hatte, und Joe zu uns. Der Abend sollte im Anschluss, nach einer vorher schon mündlich vorgetragenen Lehrstunde über autark und abgeschieden lebende Naturvölker Papua-Neuguineas ( wobei das abgeschieden leben auch nicht weiter verwundert bei einer Vorliebe für äußerst zweifelhafte Männerunterwäsche…), mit einer weiteren Lehrstunde (oder besser zwei) in cinneastischer Form – diesmal über Yaks enden… Wobei nicht jeder bis zum Ende folgen konnte und einige in Gedanken schon wieder bei der Männerunterwäsche waren… Am nächsten Tag ging es dann etwas später als geplant los, aber wie soll denn der Organismus auch wissen dass es Zeit ist für erneute Nahrungsaufnahme wenn es partout nicht hell werden will!? Nun, meines Arbeitgebers sei Dank, haben wir uns dann doch gegen zehn aus den Schlafsäcken getrollt und uns eben jener Nahrungsaufnahme gewidmet.



Was das Tagesziel anbelangt – waren wir uns lange Zeit unschlüssig, haben uns dann jedoch, ob der nicht gaanz optimalen Verhältnisse für die Steinbrüche in Obervogelgesang entschieden. Der Zustieg im Grade Z1 gestaltete sich als relativ unproblematisch ( Ich sagte doch – Z0 existiert nicht!!! ), doch was mussten wir da sehen als wir um die letzte entscheidende Ecke bogen… – Nichts, oder jedenfalls nicht viel. Irgendwie waren uns die Götter des Wassereises diesmal nicht wohlgesonnen… Nun ja, aber „there goes the neighbourhood“ ist ja auch nicht jedes Jahr in optimalen Verhältnissen. Also erstmal Weinflasche raus und Inhalt rein – nach einigen Schlücken erscheint auch alles wieder recht unproblematisch – man könnte den Tag ja auch in diesem Stile fortführen… Aber unproblematisch wollen wir nicht, kann ja jeder, also geben wir noch nicht auf und suchen uns ein neues Problem ( macht der Kurt ja auch so! ). Und wir werden tatsächlich fündig, nämlich an jenem von mir angesprochenen Alpinmonument – dem Langhennersdorfer Wasserfall! Ja, viele haben von ihm gehört, nicht weniger stehen tagein tagaus an seinem Fuße, doch nur die allerwenigstens haben es je gewagt ihn zu durchsteigen – zu abweisend wie er da steht, zu groß, zu düster… – man kommt aus den Superlativen gar nicht mehr heraus! Ich bilde mir ein nicht von einer dokumentierten Durchsteigung gehört zu haben…



Und zugegebenermaßen, auch uns erdrückt seine schiere Urkraft fast. Doch nachdem wir uns schon fast wieder davon gestohlen hätten, überlegen wir es uns doch noch anders – man muss auch mal wollen… Axel ringt dem Ungetüm einen heroischen Vorstieg ab und am Ende haben wir alle eine Durchsteigung zu Buche stehen. Danach plündern wir noch die Alpinbibliothek eines nahe liegenden Cafés und kommen nebenbei noch in den Genuss eines wirklich guten Apfelstrudels! Am Abend dann wird Ausgleichsport in Form diverser Spiele, ob Brett, Würfel oder später dann Skat betrieben. Wobei ich zu der festen Überzeugung gekommen bin, dass Männer Frauen gegenüber definitiv einen genetischen Nachteil beim Schummelmax haben und dass die Nasen zweier Damen wahrscheinlich noch immer nicht wieder Normalgröße erreicht haben…



Am Sonntag dem dritten und letzten Tag unseres Trips haben wir uns noch einmal viel vorgenommen und können dies dann tatsächlich auch in die Tat umsetzen- nachdem wir nämlich im Bielatal einige hidden spots discovered haben – yeah… Nun, so hidden sind die gar nicht, man kann sie nämlich von der Straße aus sehen, sonst hätten wir sie nämlich auch nicht entdeckt. Es sind auch schon einige Aspiranten an den großen Touren zu Gange, und nehmen wir erstmal mit einigen nahegelegen Einseillängen zum Einklettern vorlieb. Irgendwann ist das Feld dann frei für uns und wir können Eisen an die von uns noch undurchstiegenen Touren legen. Nachdem wir dann irgendwann Unterarme wie Popeye haben und kaum noch die Eisgeräte festhalten können beschließen wir es für diesmal gut sein zu lassen – man muss auch mal „nein“ sagen können… Nur einige können noch nicht ganz los lassen – denn auch noch beim Autofahren war Axel der festen Überzeugung das Lenkrad sei ein Eisgerät und wenn er es nicht mit entsprechenden Krafteinsatz festhielte, es ihm vielleicht entgleiten könnte…
Robert


Hier noch ein paar Bilder von einer anderen Gelegenheit - aber sie passen thematisch...



1 Kommentar:

  1. Ich sehe, du verstehst das Handwerk!
    Cool! Vielleicht ein, zwei Bilder weniger, aber ansonsten cool!!!

    AntwortenLöschen