Dienstag, 12. November 2013

Tenaya Tatanka review

Kaum ein Thema erhitzt und beschäftigt die Gemüter der Jünger des Klettersportes mehr als ihr geliebtes (oder eben verhasstes Schuhwerk)... Und ich gestehe offen und ehrlich - so geht es auch mir!

 Da ist man am testen und probieren - Leder oder Synthetik, C4 oder Vibram, Schnürer oder Velcro (oder gar ein Slipper!?), vorgespannt oder eher weniger, wie klein ist zu klein und wie klein ist gerade noch richtig, aber man(n) oder frau braucht vielleicht auch einen bequemeren Schuh für längere Klettereien und für die Halle - nehme ich da meine alten Gurken her oder gönne ich mir doch den Luxus eines Trainingsschuhs - Fragen über Fragen... Und glaubt man endlich Antworten und "sein" Modell gefunden zu haben, wird dieses garantiert nicht mehr hergestellt, oder man stolpert über ein unschlagbares Angebot und das Theater beginnt von neuem... 

Oder man bekommt die Möglichkeit - dank Bergzeit - einen hierzulande noch eher unbekannten Schuh zu testen...


Vorab kurz ein paar Worte zu meinem Fuß um die Einschätzung der Passform vielleicht auf einer etwas objektiveren Basis zu begründen:

Straßenschuhgröße: EU 45

Fußform: Germanischer Fuß (also eher etwas breiterer Fuß mit schmaler Ferse) mit "ägyptischer" Zehenreihe - soll heißen der Große Onkel ist der längste Zeh und die anderen Zehen werden sukzessive kürzer... + Tendenz zum Hallux Valgus (wahrscheinlich verstärkt durch nicht optimale Kletterschuhwahl bisher) [ Mir ist bewusst wie komisch das alles klingt...]

favorisierter Produzent: Scarpa (Booster, Instinct, Vapor...)

zum Test:

Erster Eindruck unmittelbar aus der Verpackung - ein unglaublich leichter Schuh, wirklich ein Hauch von nichts, wobei ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher war ob dies als eher positiv oder negativ einzuschätzen ist... Zweiter Eindruck - sehr weich der Schuh, sowohl der Sohlengummi als auch das Obermaterial - es scheint sich also eher um einen sehr sensiblen Schuh zu handeln (doch dazu später). Dritter Eindruck - er erinnert mich verblüffend an den legendären "Pinky" von Five Ten...

Optik: 

Ist ja bekanntlich geschmacksache, ist aber m.M. nach durchaus gelungen (siehe Bilder...).



Verarbeitung: 

Der Schuh ist sehr sauber gearbeitet. Keine Sauereien mit überschüssigem Kleber, die Übergänge Sohlengummi - Obermaterial machen einen guten Eindruck und auch an den Nähten ist nichts auszusetzen. Bei vielen Schuhen die Achillesferse - der Übergang vom Sohlengummi in der Spitze zur gummierten Zehenkappe, welcher oftmals schon von Anfang an den Eindruck macht als würde sich die Klebung gleich lösen, scheint ebenfalls sehr ordentlich verarbeitet. Fazit - nichts auszusetzen bei der Verarbeitung!

technische Daten:  
Obermaterial: Synthetik
Verschluss: Schnellschnürsystem (ähnlich Katana Lace)
Futtermaterial: Baumwollliner
Sohlengummi: Vibram XS Grip (4mm)
erhältliche Größen: 3-13 UK

Passform/ Tragegefühl:

Der Schuh fühlt sich tatsächlich relativ bequem an - auch bei sehr kleiner Größenwah. Habe den Schuh in 42 bei regulärer Straßenschihgröße von 45. Das ist okay, aber schon eher knackig. Ansonsten legt der Schuh sich, dank der vernähten und elastischen Zungenkonstruktion sehr eng und geschmeidig um den Fuß - ähnlich einem Slipper... Voraussetzung ist das man halt erst mal rein kommt! Und das gestaltet sich bei Vielklettererwurstfingern als durchaus schwierig. Grund dafür sind die m.M. nach zu kleinen und engen Anziehschlaufen. Und auch die Zungenkonstruktion - eigentlich ja wie gesagt eine positive Sache für den Sitz des Schuhes - benötigt einiges an Zuwendung bevor alles optimal sitzt und ausgerichtet ist... Aber gut, so hat man mehr Zeit noch einmal im Geiste die Züge für den bevorstehenden Durchstieg durchzugehen... Noch ein Wort zum Fersensitz, dieser ist okay, jedoch nicht ganz optimal bei mir. Die Fersenbox gehört eher zur schmäleren und flacheren Sorte, wodurch ich es nicht ganz schaffe diese komplett auszufüllen weil ich ganz einfach nicht komplett hinein komme. Dadurch entsteht ein gewisses Luftpolster, welches aber zumindest bei Hookaktionen für den Hausgebrauch nicht weiter stört...

Gefühl beim Klettern:

Wie eingangs schon erwähnt - es handelt sich eher um einen sensiblen Schuh, Welcher jedoch auch auf Leisten einiges bringt. Ich habe ihn bisher einmal am Plastik und einmal am Fels geklettert und er hat in beiden Fällen ein gutes und sicheres Gefühl vermittelt. Sowohl in der Halle, auf kleinen Spaxen oder beim aktiven Ziehen im Dach (was aufgrund der relaitiv weichen Zwischensohle sehr gut geht), als auch auf flächigen Tritten und kleinen Leisten im Zillertaler Granit - er steht. Er hat mir sogar zu einem Durchstieg verholfen (!?) in einer Route, welche sich beim letzten Besuch mit meinem eigentlichen aktuellen Lieblingsschuh (Scarpa Instinct) noch gesträubt hat...

Fazit:

Nach meinen ersten Eindrücken scheint er mir ein hervorragender Schuh für alles in den Nördlichen Kalkalpen - wo man auf glatten Kalkreibungen genauso stehen muss wie auf kleinen scharfen Leisten oder in Löchern. Ein sehr intuitiv zu kletternder Schuh, mit dem besonders jemand welcher auch gerne mal "auf nichts" antritt um sich zu ordnen seinen Spaß haben wird. Einzig für Boulderer bzw. generell Kletterer mit einem ausgeprägten Hang zum häufigen Hooken  jeglicher  Art ist er sicher nicht erste Wahl. Dies kann er zwar für den "normalen" Klettergebrauch ausreichend gut, ist jedoch nicht seine Stärke,

Sonntag, 1. September 2013

Rolling Stones...

Zeit, nicht zu greifen, kostbar, ein ewiges Rinnsaal, ein Strom in Momenten angefüllt mit Leben - je intensiver je besser... Augenblicke werden zu Ewigkeiten - das Glas aus welchem die Sekunden und Minuten entströmen, fülle es mit Erinnerungen auf das es überlaufen möge, dass es zerbersten möge. "Je mehr man erlebt hat, desto mehr ist man. Man ist nicht mehr Wüstensand, der von jeder Emotion weggeblasen werden kann. Man ist ein Stein geworden, ein "Rolling Stone". Der unaufhaltsam seine Bahn zieht und der fest daliegt, wenn er zur Ruhe gekommen ist." Einer der wissen musste wovon er da sprach, einer der erlebt hat - der gelebt hat, der Reinhard Karl. In der Schwebe zwischen Erinnerungen, Träumen und Visionen. Wo setzt man an, eine Auswahl  ein best-of - gibt es das, gibt es Erinnerungen die besser sind als andere? Macht nicht gerade die unüberschaubare Fülle und der stete Wandel und nicht ein einzelner Stern die Faszination des Nachthimmels aus? Und doch, es gibt Schönheit und es gibt Klarheit - es gibt dies in Momenten und es gibt die Erinnerungen an diese Momente und in wenigen besonderen Fällen können Worte, können Bilder diese aussergewöhnlichen Momente wieder zum Leben erwecken.

Unzählbare Sekunden und Minuten sind verstrichen seitdem ich das letzte Mal die Tasten angeschlagen habe für einen Eintrag in diesem Blog, dennoch ist das Glas nicht leer, es hat sich gefüllt, gefüllt mit Landschaften und Gesichtern, Träume von Schwere und Schwerelosigkeit, Angst und Unsterblichkeit, Stolz und Niederlage, Züge und Bewegungen im Zeitraffer und für die Ewigkeit. Logik ist hier fehl am Platz. Warum klettern wir, warum steigen wir auf Berge? Gibt es uns Halt wenn wir Halt suchen – vielleicht, vielleicht auch nicht, aber es füllt das Glas…

Bilder ziehen vorbei, Kanada – Atemluft die kondensiert, das Knirschen von Schnee, Ruhe, Weite, Unendlichkeit, kalter Schweiß auf warmer Haut, Ästhetik im Bizarren, Bewegungskunst in der Unwirklichkeit gefrorenen Wassers, kleiner Mensch, große Namen – Whitemann Falls, Weeping Wall, Bourgeau Left Hand, Polar Circus – ein Kampf gegen Windmühlen…

Flechten auf vergrustem Granit, die Tatra, der Harz, Ziller- und Göschenertal, ähnliche Mineralogie und doch so anders, Fingerspitzen, abertausende von Sensoren, Zwischensicherungen weit entfernt, Freude und Angst nah beieinander im Spielplatz des Nutzlosen.

Die Alpen ein Sammelsurium von Geschichten, von Anekdoten – playground for a lifetime – München, ein neuer Lebensmittelpunkt, neue Gesichter, neue Storys…; Wilder Kaiser – Dülfers Alpindenkmäler, zutiefst beeindruckend auch nach einhundert Jahren; Wetterstein, Schüsselkar, perfekte Risse in perfektem Kalk, eine Platte aus Stein bei Waidring, eine eiserne Maus – was für eine Kante am Ende; der Bohrhaken – Mord am Unmöglichen, vielleicht, vielleicht auch nicht, gut gesetzt auf jeden Fall viel Spaß versprechend – danke Reini (Scherer) für Kreationen wie Centesimo; die Dolomiten alte Wächter über Tradition und Ethik, unbestechlich, streng und doch milde, wenn man sich ihnen langsam nähert…

Noch viel gäbe es zu erzählen, jetzt muss ich jedoch los, muss weiter, Durst macht umtriebig…
























Donnerstag, 4. Juli 2013

Im Test: Bergans Microlight Jacket – eine Zwischendimension


Wenn man die nur knapp 300 Gramm „schwere“ Microlight in der Hand hält, fragt man sich zuerst einmal, worum es sich da eigentlich genau handelt?  Für eine klassische Windjacke ist sie ziemlich stretchig. Für eine Softshell, irgendwie zu leicht und für eine Regenjacke zu dünn.

Und genau dort liegt das spannende Geheimnis! Diese Jacke ist eine geniale Mischung aus diesen drei Zutaten. Leicht wie eine Windjacke, bequem wie ein Softshell und dabei immer noch dicht genug für den einen oder anderen Schauer. Genial!  Ob die Jacke im Rucksack steckt oder nicht merkt man kaum am Gewicht, sondern an der leuchtenden Farbe, die einen anstrahlt, wenn man grad mal nach dem Topo oder einem Riegel greifen will. Kurz gesagt, die kann man einfach immer mitnehmen. Ob in der Stadt auf dem Fahrrad, bei der Skitour mit Graupelgefahr, oder zum alpinen Klettern als Wind- und Wetterschutz, die Microlight Jacket ist ein kleiner bunter Joker, der nicht stört und dabei mehr zu bieten hat, als der erste Eindruck erwarten lässt.

Da macht sich die über hundertjährige norwegische Erfahrung aus dem Hause Bergans deutlich bemerkbar! Das Ganze kommt in „skandinavisch lockerer“ Manier, also bequem und luftig daher. Mit meiner Größe M war ich da erstmal überrascht, aber im Gebrauch hat sich die „Weite“ schnell durchgesetzt. So ist der Bund sicher unterm Klettergurt verstaut und sogar der Helm bleibt unter der Kapuze, was durchaus gemütlich anmutet.


Tragen kann man diese Bergans Jacke auf der Haut, auf der Unterwäsche, auf einer Zwischenschicht und auch gut über einer Daunen- oder Primaloft-Jacke. Das Polyamid ist angenehm weich und gleichzeitig als oberste Schicht robust genug um den Anforderungen weit draußen gerecht zu werden. Natürlich gibt es verschiedene Größen und auch eine Damen- Variante.

Fazit: Mir hats echt Spaß gemacht die Jacke zu testen und ehrlich gesagt wäre ich selbst durch Zufall wohl eher nicht auf diese etwas ungewöhnliche „Zwischenjacke“ gestoßen. Jetzt ist sie immer dabei und wenn sie rauskommt, dann freu ich mich jedes Mal richtig über dieses freundliche Grün!

Montag, 27. Mai 2013

Dresden - Irschenberg

Zugegeben nicht ganz das Thema des Blogs, aber bei 7000 Höhenmetern schon irgendwie auch Bergsport :-)

Mittwoch, 20. Februar 2013