Dienstag, 27. Juli 2010

Alte Krieger...

Hier mal was filmisches...

Zwei sehr kreative Alpinisten wiederholen die jüngste Kreation, von einem der in einer Reihe steht mit Buhl, Cassin, Bonatti...
(Ich meine schaut ihn euch an - wie sieht er aus wenn nicht wie ein "Alter Krieger" !?)

Solo per vecchi guerrieri from Damiano Levati on Vimeo.




Solo per vecchi guerrieri from Damiano Levati on Vimeo.

Montag, 19. Juli 2010

Klettern und Kommerz

Ein Thema zu dem so gut wie schon alles geschrieben und gesagt wurde – könnte man meinen. Wozu also noch mehr Geschwätz dazu? Nun, aus dem einfachen Grund, dass aktuelle Ereignisse dieses Thema immer wieder am Leben erhalten und förmlich nach einem Kommentar, welcher Art auch immer, schreien... Man stelle sich folgendes Szenario vor: Ein 19 jähriger Jungprofi – bekannt geworden durch Begehungen schwierigster Routen schon in jüngsten Jahren, als auch zeitige Erfolge bei internationalen Wettkämpfen – das Ganze in Kombination mit einer gut funktionierenden PR-Maschinerie, ist auf der Suche nach einem neuen Projekt... Aber nicht irgendeinem Projekt, ein richtiger Kracher muss es sein. Etwas was ihn mit einem Schlag wieder ins Gedächtnis des zu Hysterie, aber auch Ignoranz neigenden, internationalen Kletterzirkus zurück ruft. Denn genau darum geht es hierbei – wie wir es unlängst so schön auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft gesehen haben – sich zeigen, mit ein paar guten Aktionen glänzen, ein bisschen gute PR bekommen und schon hat man seinen Marktwert gesteigert oder zumindest für ein, zwei Jahre konserviert und darf noch ein bisschen Naschen vom großen Kuchen... Ich denke nicht anders – wenn auch in anderen Dimensionen – läuft es als Profi beim Bergsport. Wir sprechen hier ja nicht mehr von einer Rand -oder Nischensportart – den Mantel der Unschuld hat das Bergsteigen mit all seinen Facetten schon lange abgeworfen. Mittlerweile kommt man wohl nicht umher, von einer Massensportart zu sprechen. Und damit ist natürlich gut Geld zu machen – die Outdoor-Branche ist seit Jahren, im Vergleich zu anderen Sport-Branchen, die mit dem kontinuierlichsten Wachstum. Und all diese Steigerungen wären wohl kaum möglich, gäbe es nicht das entsprechende Publikum, welches natürlich nicht nur in den gleichen – möglichst an irgendeiner Stelle mit den Buchstaben e-x-t-r-e-m bestickten – Gore-Tex Jacken wie ihre heroes glänzen möchte jeden Sonntag, sondern auch von eben jenen – ihren Helden weiterhin bespielt werden möchte... Man verleiht dadurch nicht nur den eigenen Bemühungen im Hobby-Alltag etwas mehr Glanz – wenn schon nicht Patagonien, dann zumindest die Jacke in die Alex Huber in Patagonien rein gepupst hat... Man hat damit auch ein Schnäppchen im doppelten Sinne gemacht – das elitäre Gefühl für´s Wochenende gibt’s auf der einen Seite und dazu noch einen Platz in der Jury zu entscheiden wer oder was dazugehört – zur Elite (denn nur dessen Sponsor prangt auch auf meiner Brust...), auf der anderen Seite.... Es ist wie mit der Altersvorsorge, man möchte sich absichern, aber das Heft der Entscheidung auch nicht ganz aus der Hand geben – et voilá, die Versicherungsmentalität funktioniert auch beim Bergsport. - Wenn nur der Lawinenlagebericht auch nur so sicher wäre, aber irgendjemand wird sich schon verklagen lassen... ´Tschuldigung, ich schwuf ab... Zurück zu unserem Jungprofi, welcher es ja auch nicht wirklich leicht hat. Er ist international bekannt, hat schon etliche Treppchen – Plätze bei nationalen und internationalen Wettkämpfen eingefahren, aber an irgend einer Stelle ging es nicht so richtig weiter, die Leistung stagnierte – wenn auch auf einem sehr hohen Niveau... Aus ersten Plätzen wurden zweite, dritte und vierte; aus Begehungen in den höchsten Schwierigkeitsgraden wurden Begehungen in sehr hohen Schwierigkeitsgraden – kein großer Unterschied, aber ein Unterschied... Es waren mitterweile andere, die die Titelblätter schmückten. Und genau an dieser Stelle tritt die Perversion dieses ganzen Karussels so deutlich zu Tage, wie nirgends sonst. Es werden heutzutage keine guten und sehr guten Leistungen mehr anerkannt bzw. anerkannt werden sie schon, wenn auch von einem kleineren – fachkundigeren Publikum, sie werden nur nicht mehr belohnt mit Huldigungen vom Pöbel, und damit eben auch nicht mehr so gut bezahlt dass es möglicherweise für ein Leben davon reicht. Dem Mob dürstet nach Extremem – Brot und Spiele... Was also tun um seinen Platz in der Hale of Fame zu sichern!? Ausweichen in Bereiche in denen noch Lorbeeren zu verdienen sind, Bereiche die von denen die besser sind noch nicht so beackert wurden – irgend was alpines machen – man liest diese Phrase ziemlich oft mittlerweile... Und was liegt da näher als eine der bekanntesten Routen an einem der bekanntesten Berge der Welt erstmals komplett frei zu klettern? - Das wäre zweifelsohne ein Meilenstein. Doch wie das ganze angehen – der Stein der Vermarktung will natürlich schon vorher ins Rollen gebracht werden – heißt also langfristig angelegte Werbekampagnen, Internetseiten die ins Leben gerufen werden, Interviews die geführt werden, Sprüche wollen geklopft sein und natürlich soll das ganze auch auf Celluloid festgehalten werden. Gesagt getan, eine Filmcrew begleitet unseren jungen Helden ins Abenteuerland, Träger und Guides tun das Ihre dazu... Stellt sich die Frage – inwieweit ist man, einmal eingespannt in so eine Maschinerie – noch Herr seiner selbst? Welche Entscheidungen kann man nach eigenem Wissen und Gewissen treffen und welche werden einem abgenommen bzw. auf welche hat man gar keinen Einfluss? Ich war und werde sicher nie in einer solchen Situation sein, deshalb ist das Alles spekulativ... Doch so oder so, hoffe ich das man auch als junger (und in gewissen Situationen sicher noch unerfahrener Jungprofi) sein gesunden Menschenverstand nicht an den Toren zum Nationalpark abgibt! Wer wenn nicht der Protagonist des ganzen Geschehens kann den übergreifenden Einfluss auf alles was in seinem Namen und im Namen seiner Sponsoren geschieht Einfluss nehmen? Und genau das hätte er tun müssen. Als einer dessen Beruf es ist zu Klettern, sollte er doch wissen das – wenn auch nicht auf dem Papier festgehalten – es ein paar Regeln im Alpinismus gibt! Denn genau in diesem suchte er ja mit Fahnen und Trompeten den Erfolg... Und prompt begeht er (wenn auch nicht persönlich) einen der gröbsten „Regel“-Verstöße die man sich denken kann. Es werden neue Bohrhaken (sechzig an der Zahl!), in und um eine existierende Route von Weltruf (wenn auch fraglichem...), gesetzt... UND er und sein Team räumen nicht hinter sich auf – es werden 700m Fixseil hängen gelassen. Mit der lapidaren Begründung, sie würden nächste Saison wiederkommen und alles aufräumen... Man stelle sich nur mal vor, jemand behängt die Amerikanische Direkte an der Drus, den Fisch an der Marmolata oder die Hasse-Brandler an der Großen Zinne zuhauf mit Fixseilen und lässt diese dann eine komplette Saison hängen. - Unvorstellbar, Sakrileg!!! Wie sehr kann man sich disqualifizieren und wie sehr kann man eigentlich andere Kletterer und Locals vor den Kopf stoßen? - Scheinbar grenzenlos... Die Frage warum die anwesenden und natürlich auch in Verantwortung stehenden Guides nichts unternommen haben und sogar noch die Entscheidungen in diese (falsche) Richtung forciert haben – sollten sie als Bergführer doch genau um die Schwere dieses Verstoßes wissen – bleibt wohl für immer unbeantwortet...


Quelle: http://www.alpinist.com/media/ALP10/cerrotorre.jpg
Nr. 1 ist Maestris umstrittene Route

Montag, 12. Juli 2010

Von heiligen Bergen & heiligen Dollars...

Es gibt seit längerem - um genau zu seit seit diesem Winter, der Winter in weclhem David Lama und sein Brauseteam nach großspuriger Ankündigung die Kompressor Route am Cerro Torre befreien wollten - eine recht interessante, wenn auch traurige Debatte um das Verhältnis zwischen Alpinismus (oder Bergsport im Allgemeinen) und Kommerz...

Nur mal kurz die Fakten: DL wollte Kompressor Route erstmals frei klettern, Brausehersteller wollte DL dabei filmen, damit Brausehersteller das kann fixiert Brausehersteller 700m Fixseile und setzt in die Route (!!!) 60 neue Bohrhaken. Das ganze klappt nicht, DL & Brausehersteller fahren nach Hause, 700m Fixseil & 60 Bohrhaken bleiben an Ort und Stelle...

Ein kleiner Artikel dazu kann sicherlich nicht schaden... (später)

Hier nur kurz noch ein - geniales - Statement des russischen Alpinisten Pavel Shabalin zum Kommerz in den Bergen allgemein:
“Alpinism was exceptional and sacred because it was closed to the masses. And now it finds itself in the same historical situation as is love. When love was poetry, it was exceptional and sacred. When mass media put love in TV and magazines, it became pornography.”

Donnerstag, 1. Juli 2010

Vom Vogel Strauß

„Vollständig Verlorene Illusion“ – so lautete der poetische Name der ersten Route welche wir an diesem Tage klettern sollten. Die Unbeschwertheit der Züge genießend, ahnte ich noch nichts von dem was da kommen sollte, in weiser Voraussicht nur von eben jener Route mit ihrem prophetischen Namen angekündigt... Wir kletterten im Verlaufe des Tages noch zwei weitere Routen, bevor ich mich mit erhöhtem Pulsschlag, in einer Mischung aus Bangen und Vorfreude an mein still gehegtes Projekt für diesen Tag begeben sollte – eine Route in jenem eigentlich schmalen Wandstreifen zwischen „Privatweg“ und „Westkante“. Die Schlüsselzüge waren mir aus einem früheren „mit-Seil-von-oben-Versuch“ nicht gänzlich unbekannt – nicht wirklich sächsisch, nein, aber immerhin mindestens zwei Jahre zurück liegend dieser Versuch… Ob jenen Wissens rechnete ich auch mit Schmerzen, allerdings nur in meinem linken Mittel –oder Ringfinger, welchen hier auferlegt wird, ein wirklich sehr bescheuert geformtes Fingerloch durchzuziehen. Mein Plan ging voll auf, Finger tat weh bzw. stellte kurzzeitig seine sensorischen Dienste in Form von Gefühlstaubheit ein, jedoch konnte ich ihn bei meiner „erstmal-den-Überblick-gewinnen-Pause“ am Ring kurze Zeit später wieder zum mitmachen animieren… Die Griffe stellten sich zu meinem Erfreuen als besser als in meiner verstaubten Erinnerung behalten dar. Und schnell waren Versuch 1, 2, 3 …7, 8 gemacht, doch wollte sich mir die richtige Lösung noch nicht offenbaren… Mit jedem gescheiterten Versuch wuchs allerdings auch mein Ehrgeiz den wirklich nicht mehr fernen Zielgriff endlich auch festzuhalten; die Tatsache, dass es für meine Sicherungsfrau an dieser Stelle nicht wirklich leicht war mich vernünftig zu sichern, vollkommen ignorierend… Natürlich hatte Fortuna die ganze Zeit auf diese günstigste sich darbietende Gelegenheit gewartet, und so kam es wie es...usw. – ich war der Meinung die Lösung zu haben, konnte den Griff aber immer noch nicht halten, stürzte erneut und prallte mit dem rechten Sprunggelenk so blöd an den Fels, dass ich noch dieses äußerst hässliche Geräusch vernehmen konnte, bevor der stechende Schmerz sich kund tat. – Aus und vorbei, jegliche Illusion verloren… An dieser Stelle könnte dieser kleine Kommentar enden, soll er aber noch nicht. Die vorläufige Diagnose lautet: „Verdacht auf Talusfraktur“ – ob der sich bestätigt wird sich zeigen… Doch das für mich Entscheidende an diesem Tage war, dass durch dieses zwar ärgerliche aber eigentlich nicht weiter dramatische Missgeschick, mein Kopf recht abrupt und plötzlich aus dem so angenehmen Sand gezogen wurde. Denn das ist das Klettern irgendwie auch immer wieder gewesen – eine Fluchtmöglichkeit, eine Fluchtmöglichkeit vor dem Alltag, den Wirren des Lebens und Allem was unangenehm ist. Dass dies natürlich nicht dauerhaft der status quo sein kann, hat sich an dieser Stelle recht barsch gezeigt. Und doch bin ich froh darüber dass an dieser Stelle diese – meine Illusion verloren gegangen ist. Weder das Klettern, noch alles andere was das Leben lebenswert macht, haben es verdient nicht mit 100%iger Aufmerkamsamkeit behandelt zu werden. Und es klingt doch gut – in allen Lebensbereichen mit der nötigen Präsenz zu gegen zu sein, keine Flucht mehr, nur noch Freude im Hier und Jetzt – auf das auch was einem lieb und teuer ist noch mehr an Qualität gewinnt!